Freitag, 8. Januar 2016

Winzerhof Altmann (Trasdorf/Niederösterreich)


Matthias Altmann, ein "Junger Wilder" geht seinen eigenen Weg


Das kleine Weinbaudörfchen Trasdorf im Tullnerfeld liegt am Rande des Weinbaugebiets Wagram, an der Grenze zum Weinbaugebiet Traisental. Gemeinsam mit der nahe gelegenen Ortschaft Hütteldorf beträgt die Gesamtrebfläche dieser Region immerhin 80 Hektar, die vorwiegend von Heurigenbetrieben bewirtschaftet wird. Für seine ländliche, unverfälschte Heurigenkultur ist diese Gegend auch bekannt - klassische Heurigenküche dazu einige Gläschen weiß oder rot - nicht mehr, nicht weniger.

Auch wenn ich persönlich diese klassische Heurigenkultur sehr schätze, in Sachen Wein sollte es schon etwas mehr sein. Dieser Ansicht sind auch einige Winzer der Region, einer von ihnen ist der 28 jährige Matthias Altmann.

Die Weinbaugeschichte der Familie Altmann reicht zurück bis ins Jahr 1882. Wie seine Vorfahren, wollte Matthias immer Weinbauer werden. Den wirtschaftlichen und önologischen Grundstein legte er mit seiner Ausbildung an der Kremser VINO-HAK. Praktische Erfahrungen im Weinbau erlangte er durch seine Arbeit in namhaften österreichischen Betrieben. Mit dem erfolgreichen Abschluss zum Weinbau- und Kellermeister wurde ein weiterer Grundstein gelegt.

Seit 2007 ist Matthias für die Vinifizierung im Betrieb verantwortlich. In diesem Jahr kreierte er auch seinen ersten, eigenen, qualitativ hochwertigen Wein im Familienbetrieb. Es war ein Grüner Veltliner, mit der seiner Berufung entsprechenden Bezeichnung, "Junger Wilder". Dieser fruchtig, freche, sortentypische Wein wurde sofort zum Topseller und dadurch auch zur Bestätigung, dass Matthias mit seiner Einstellung zu Menge und Qualität, den richtigen Weg gewählt hatte.

Zurzeit bewirtschaftet die Familie Altmann drei Hektar Rebfläche, wovon zwei Hektar im Ertrag stehen und ein Hektar neu bepflanzt wurde. Mit entsprechender Mengenreduzierung erwirtschaften sie zwischen 4.000 bis maximal 5.000 kg Traubenmaterial pro Hektar, ein Beweis für höchste Qualitätsorientierung. Der Weinverkauf erfolgt in erster Linie ab Hof, ohne Heurigenbetrieb.

Die Hauptrebsorte ist Grüner Veltliner, der sich auf den tiefgründigen Lössformationen prächtig entwickelt. Es war Matthias’ Vater, der sich trotz vieler negativer Aussagen einiger Winzerkollegen dazu entschloss, die Rebsorte Riesling auszupflanzen, obwohl Riesling laut dieser Aussagen hier nicht gedeihen würde. Ein wirklich sehr kluger Entschluss, denn Bodenbeschaffenheit und klimatische Bedingungen passen perfekt, um vielschichtige, gut strukturierte Rieslinge zu keltern.

Matthias erkannte, dass er auch die perfekten Lagen zur Auspflanzung der Rebsorte Gewürztraminer besitzt und setzte trotz einiger ungläubiger Blicke mancher Kollegen, sein Vorhaben in die Tat um. Die Ergebnisse in Form von Wein zeigen Charakter, sorgen für Trinkgenuss und beweisen, dass mehr möglich ist, als nur durchschnittlich gut.

Knapp 20% der Rebflächen wurden mit der Rebsorte Zweigelt bepflanzt. Böden, Klima und Matthias’ weinhandwerkliches Geschick sorgen dafür, dass gut strukturierter, fruchtbetonter Rotwein mit zarten Tanninen in Flaschen gefüllt werden kann.

Nach dem Motto, das Leben eines Winzers ist ein ständiger Entwicklungsprozess, bildet sich Matthias weiter und stellt sich stetig neuen Herausforderungen.

Trotz seiner Jugend besitzt Matthias Altmann bereits große Weinbau Erfahrung, die er im Einklang mit allen natürlichen Ressourcen, sowohl im Weingarten, wie auch im Keller, gekonnt umsetzt. Zahlreiche Auszeichnungen bestätigen das.

Matthias Altmann als Weinmacher zu bezeichnen, wäre eine Beleidigung, er ist ein ständig lernender, wissbegieriger Handwerker und Naturfreund. Kurz gesagt, ein echter Weinbauer!



Die Fassproben 2015:

Es wäre verfrüht, Weine zu beschreiben, deren Tank-/Fassentwicklung noch nicht abgeschlossen ist und deren voraussichtliche Flaschenfüllung frühestens in drei Monaten stattfinden wird. Eines ist allerdings bereits jetzt gewiss; alle Weine zeigen Charakter, überzeugen mit Extraktreichtum, guter Struktur und Potential.




Die aktuellen Weine:

  • Junger Wilder - Grüner Veltliner 2014
Eine Riedenselektion aus den besten Lagen. Ein klassischer Grüner Veltliner, quasi "old school", würzig, fruchtig, mit gutem Trinkfluss.

Anfangs in der Nase etwas primärfruchtig, was nach einigen Sekunden im Glas in würzig, pfeffrige Aromen übergeht, mit dezenten Apfelnoten und einem Hauch von Steinobst. Am Gaumen perfekte Balance von Frucht und Würze mit ausgezeichnet passendem Säuregerüst. Diese ziemlich beeindruckende Struktur setzt sich im Abgang fort, der mit  passender Länge überzeugt, einige charmante Kanten und Ecken hat und mit Potential aufwartet. Der Nachklang lässt den Koster wohlwollend nicken und den nächsten Schluck nehmen. 

Ein klassischer Grüner Veltliner von Lössböden mit Extrafinesse, der bereits angenehm trinkreif ist, aber auch noch viel Potential für seine weitere Entwicklung besitzt.


  • Grüner Veltliner - Stoagrobn Klassik 2014
In der Nase herzhaft würzig, mit Aromen von Gartenkräutern, frischem grünen Pfeffer und einem dezenten Hauch von gelben und grünen Äpfeln. Am Gaumen sehr gut strukturiert, kompakt und vielschichtig mit sehr gut passender Säure. Der fein verwobene Abgang überzeugt auch bei diesem Wein mit der passenden Länge, viel Charme und Finesse. Als angenehme Überraschung entpuppt sich eine nicht erwartete Elegance. Der Nachklang hinterlässt ebenfalls einen besonderen Eindruck; frecher Charme gepaart mit Elegance. Das weckt die Lebensgeister und inspiriert zum nächsten Schluck.

Auch hier kommt diese verblüffende "Extra-Löss-Finesse" zur Geltung. Die mittlere Trinkreife würde zwar zum sofortigen Austrinken des gesamten Vorrats verleiten, aber man sollte das vorhandene Potential nicht unbeachtet lassen und auf die innere Stimme hören, die da sagt, "bitte auch ein wenig an die Zukunft denken, ein paar Flascherl lagern".


  • Grüner Veltliner - Stoagrobn Reserve 2013
In der Nase Kräuterwürze mit dezent nussigen Aromen, ein Hauch von Honig mit einer Prise frisch gemahlenem Pfeffer, alles vereint zum harmonischen Geruchserlebnis. Am Gaumen viel Grüner Veltliner, gut strukturiert mit Würze und Kraft, getragen von einem passenden Säuregerüst. Der lange Abgang gestaltet sich vielschichtig mit Finesse, einigen charmanten Kanten und der nötigen Elegance, die ein Reserve Wein haben sollte. Der Nachklang ist dominant und zwar in allen Belangen. Eine Dominanz dieser Art wird wohl jede Weinfreundin und jeder Weinfreund mögen, was auch das Verlangen nach dem nächsten Schluck erklärt.

Dieser Grüne Veltliner überzeugt mit angenehmer Trinkreife und spürbarem Potential für seine Entwicklung. Unbedingt einige Flaschen lagern, da stecken noch viele genüssliche Überraschungen für die Zukunft drinnen!


  • Grüner Veltliner - Tradition Barrique 2013
Tradition, also ein klassischer Grüner Veltliner? Die Maische wurde nicht sofort weiterverarbeitet, es wurde ihr etwas Standzeit mit "Angärprozess" gegönnt, bevor der eigentliche Ausbau vorgenommen wurde und es kamen auch noch Barriques zum Einsatz, was für mich weder klassisch noch traditionell wäre. Was jetzt, klassischer Grüner Veltliner oder Wein mit internationaler Holzstilistik?

In der Nase kräutert und pfefferlt es ziemlich laut, dazu gesellt sich noch ein Hauch von ungeschälten Mandeln mit sehr dezenten Honigaromen und etwas Steinobst. Die gesamte Struktur in der Nase erinnert irgendwie an die guten alten Zeiten mit Ausbau in großen Fässern. Am Gaumen die Bestätigung, keine störenden Holzaromen, sondern diese besondere Art der Elegance! Endlich wieder ein Kellermeister, der es versteht Barrique und Grüner Veltliner in Harmonie zu vereinen. Auch am Gaumen keine fragwürdigen Holzaromen, sondern würziger, frecher, gut strukturierter Körper mit angenehmer Säurebegleitung. Der lange, gut ausgewogene Abgang hat Kraft mit Elegance und auch an Finesse fehlt es nicht. Der Nachklang meldet sich lautstark, aber nicht derb, sondern fast filigran mit dem unbändigen Verlangen nach Wiederholung.

Ja, dieser Grüne Veltliner verkörpert Tradition und Klassik, mit etwas mehr Sortentypizität, etwas mehr Finesse, etwas mehr Charakter und etwas mehr traditioneller Stilistik, als man sie von modernen Grünen Veltlinern kennt. Ganz subjektiv, so soll Grüner Veltliner sein!

Ein kräftiger Wein, mit hundert Prozent unverfälschter Sortentypizität, der bereits mit angenehmer Trinkreife aufwartet, aber auch noch sehr viel Potential in sich hat, das nicht unbeachtet bleiben sollte. Einige Flaschen davon im Keller verstecken und reifen lassen.


Wer sich nun die Beschreibung eines Riesling 2014 oder 2013 erwartet, den muss ich leider vertrösten, denn beide Jahrgänge sind bereits ausverkauft und 2015 wird erst im März/April kommenden Jahres erhältlich sein. Voraussichtlich wird es wohl ein ganz feiner Riesling werden.


  • Rote Verführung - Zweigelt 2013:
Mittelkräftiges Rubinrot mit leichten Purpurreflexen. In der Nase fruchtig und frisch mit anregendem Duft von roten Beeren, etwas Weichsel und einem Hauch von Hagebutte. Am Gaumen dezenter, ehrlicher Fruchtkörper mit zarten Tanninen und sehr angenehmer Säure. Der mittellange Abgang wirkt beschwingt und belebend und verläuft harmonisch trinkanimierend bis in den Nachklang, der die süffige Bodenständigkeit dieses Zweigelts wohlwollend bestätigt.

Ein Roter mit angenehmer Trinkreife und mittelfristigem Entwicklungspotential, der insgesamt durch Ehrlichkeit und Harmonie überzeugt.




Fazit: Die Entscheidung der Familie Altmann, sich von der Heurigen-Weinwirtschaft zu distanzieren und statt dessen auf die Vielfältigkeit qualitativ hochwertiger Weine zu setzen, war goldrichtig. Darüber hinaus ist es sehr erfreulich, dass sich 
ein weiterer Jungwinzer in die Riege jener einordnet, die nicht nur auf Technologie setzen, sondern auch Wert auf Tradition und Bodenständigkeit legen und durch ihr handwerkliches Geschick erstklassige, ehrliche Weine keltern.

 Winzerhof Altmann (Trasdorf im Tullnerfeld)