Kurzes Statement des Autors
Meine erste Begegnung mit Agro de Bazán Weinen hatte ich 2013. Weil sich diese Weine sehr eindrucksvoll vom Rest unterschieden, wollte ich mehr über Agro de Bazán, seine beiden Weingüter und die Weine erfahren. Ein Besuch bei Agro de Bazán war mir bisher leider noch nicht möglich, aber regelmäßige Verkostungen sind mir gegönnt,. Daher mache ich eine Ausnahme und erlaube mir, trotz fehlender Besuche der Betriebsstandorte, zu berichten, denn die Hauptdarsteller, die Weine, durfte ich persönlich kennen lernen.
Agro de Bazán und seine Geschichte
Agro de Bazán verwaltet zwei Kellereien, Granbazán in Galicien (D.O. Rias Baixas) und Mas de Bazán in Valencia (D.O. Utiel-Requena).

Agro de Bazán war in Galizien ein Pionier bei der Produktion qualitativ hochwertiger Weine. So ließen gerechtfertigte, internationale Auszeichnungen nicht lange auf sich warten.

Gran Bazán und der Albariño

Lange Zeit wurde vermutet, Albariño wäre mit Riesling verwandt, was durch viele Legenden bestärkt wurde.
Erkenntnisse jüngeren Datums weisen allerdings auf Verwandtschaften mit Pinot Blanc und Sauvignon Blanc hin und auch Petit Manseng wird hier manchmal genannt. Eine kürzlich durchgeführte DNA Analyse zeigte allerdings eine enge Verwandtschaft mit der portugiesischen, eigenständigen Rebsorte Malvasia Fina (nicht verwandt mit Malvasia!).
Sensorisch betrachtet könnte ein Albariño einem Pinot Blanc, eventuell auch einem dezenten Sauvignon Blanc, durchaus ähnlich sein, aber es bedarf eher ausgeprägter Fantasie, in einem typischen Albariño klassische Rieslingaromen wahrzunehmen.
Klares Hellgelb mit zitronengelben Reflexen verleiht diesem Wein jugendliches Aussehen. In der Nase wird diese jugendliche Frische mit fruchtigen Aromen von gelben Früchten, etwas Mandelaroma und floralen Noten fortgeführt. Am Gaumen frisch knackig, fruchtig, extraktreich, mit dezenter Mineralik und sehr gut integrierter Säure. Der mittellange Abgang ist lebendig, gut strukturiert und präsentiert sich charmant bis ans Ende des trinkanimierenden Nachklangs. Der Wein hat gute Trinkreife und mittelfristiges Entwicklungspotential.
- Granbazán Ámbar Albariño 2014 - D.O. Rias Baixas

- Granbazán Limousin Albariño 2013 - D.O. Rias Baixas

Die etwas kräftigere goldgelbe Farbe und die Schlieren am Glasrand lassen Kraft und Extrakt vermuten. In der Nase keinerlei Toasting oder sonstige derbe Holzaromen, ausschließlich anmutigende herbal florale Aromen, fein verwoben mit harmonischen Anklängen von reifen gelben Früchten und einer sehr dezenten Honignote. Am Gaumen kräftig, gut strukturiert und feingliedrig. Sehr gute Frucht - Säure Balance, fein verwoben mit angenehmer Mineralik. Der lange Abgang zeigt Kraft mit Finesse und feiner Struktur, präsentiert sich frech und elegant zugleich. Im Nachklang herrscht Stimmigkeit und die Gewissheit, dass man unbedingt nachschenken lassen sollte. Der Wein hat beginnende bis mittlere Trinkreife und verfügt über gutes Entwicklungs- und Lagerpotential.
Es spricht nichts gegen eine Lagerung bis 2016/2018, auch wenn sich dieser Albariño bereits jetzt mit Genuss trinken lässt.
Mas de Bazán und der Bobal

Agro de Bazán baut diesen Wein reinsortig mit qualitätsorientierter Mengenreduktion aus, was kräftige, extraktreiche Weine mit etwas höherem Alkoholgehalt und sehr schönem Trinkfluss ergibt.
Die Trauben stammen aus einer Anlage auf 750 Meter Seehöhe nahe Valencia, mit mindestens 50 Jahre alten Rebstöcken. In dieser, in den Sommermonaten sehr heißen Gegend, sind auch die Niederschlagsmengen sehr gering, was gemeinsam mit dem feuchtigkeitsspeichernden Boden, die Grundlage für extraktreiche Weine bildet.
- Mas de Bazán Crianza Bobal 2012 - D.O. Utiel-Requena

Fazit: Auch wenn Spanien längst nicht nur als Massenweinproduzent auftritt und es bereits sehr viele qualitätsorientierte Betriebe gibt, sind Betriebe wie Agro de Bazán aufgrund fehlender Produktionsmengen noch immer so etwas wie ein Geheimtip und im restlichen Europa leider wenig bis gar nicht bekannt. Angesichts der sehr guten Weine und des ebenfalls sehr guten Preis- Leistungsverhältnisses, eigentlich schade, dass es so ist!