Donnerstag, 21. Mai 2015

Agro de Bazán (Galizien-Pontevedra & Requena-Valencia)



Kostbare, sehr genüssliche Überraschungen


Kurzes Statement des Autors

Meine erste Begegnung mit Agro de Bazán Weinen hatte ich 2013. Weil sich diese Weine sehr eindrucksvoll vom Rest unterschieden, wollte ich mehr über Agro de Bazán, seine beiden Weingüter und die Weine erfahren. Ein Besuch bei Agro de Bazán war mir bisher leider noch nicht möglich, aber regelmäßige Verkostungen sind mir gegönnt,. Daher mache ich eine Ausnahme und erlaube mir, trotz fehlender Besuche der Betriebsstandorte, zu berichten, denn die Hauptdarsteller, die Weine, durfte ich persönlich kennen lernen.


Agro de Bazán und seine Geschichte

Agro de Bazán verwaltet zwei Kellereien, Granbazán in Galicien (D.O. Rias Baixas) und Mas de Bazán in Valencia (D.O. Utiel-Requena).


Das Projekt Granbazán wurde 1981, mit einem für damalige Verhältnisse nicht alltäglichem Ziel, gestartet. In erster Linie konzentrierten sich die Betreiber auf die Rebsorte Albariño. Es sollten ausschließlich qualitativ hochwertige, naturnahe Weine produziert werden. Der önologisch korrekte Rebschnitt, sorgfältige Weingartenarbeit, rigorose Mengenreduktion und sehr schonender Umgang mit allen Ressourcen, sorgten bei der Weinindustrie Galiziens für verständnisloses Kopfschütteln. Auch wenn dieses Projekt für das eher kleine Weingut anfangs eine große Herausforderung darstellte, blieb es seinen Grundsätzen treu und kelterte geringe Mengen hochwertiger Albariños.

Agro de Bazán war in Galizien ein Pionier bei der Produktion qualitativ hochwertiger Weine. So ließen gerechtfertigte, internationale Auszeichnungen nicht lange auf sich warten.

Motiviert von diesem positiven Feedback, nahm Agro de Bazán die Herausforderung an und erwarb an der spanischen Ostküste einen "Massenweintempel", der 1905 gebaut wurde, sich in bester Lage befindet und dessen Baustil nichts mit dem einer Weinfabrik zu tun hat. Es handelt sich in Wahrheit um eines der schönsten und modernsten Weingüter der Ostküste. Agro de Bazán produziert hier aber keine Massenweine, sondern autochthone Weine unterschiedlicher Vinifizierung, die das Terroir der Region D.O. Utiel-Requena eindrucksvoll repräsentieren. Die regionstypischen Hauptsorten, Bobal und Tempranillo, werden reinsortig als Crianza ausgebaut. Aber auch internationale Rebsorten wie Merlot, Syrah und Cabernet werden reinsortig und als Cuvee vinifiziert. Besondere Jahrgänge werden als Reserva (Family Reserve) in Form einer Cuvee gewürdigt.


Gran Bazán und der Albariño

In der Rias Baixas (Provinz Galizien) ist der Albariño die führende Weißweinsorte. Aufgrund der hohen Feuchtigkeit in dieser Region werden die Rebstöcke mittels pergolaartigen Gerüsten auf eine Höhe von 150 bis 200 Zentimeter hochgezogen, wodurch Nässestau und Fäulnisbildung verhindert werden.

Lange Zeit wurde vermutet, Albariño wäre mit Riesling verwandt, was durch viele Legenden bestärkt wurde.

Erkenntnisse jüngeren Datums weisen allerdings auf Verwandtschaften mit Pinot Blanc und Sauvignon Blanc hin und auch Petit Manseng wird hier manchmal genannt. Eine kürzlich durchgeführte DNA Analyse zeigte allerdings eine enge Verwandtschaft mit der portugiesischen, eigenständigen Rebsorte Malvasia Fina (nicht verwandt mit Malvasia!).

Sensorisch betrachtet könnte ein Albariño einem Pinot Blanc, eventuell auch einem dezenten Sauvignon Blanc, durchaus ähnlich sein, aber es bedarf eher ausgeprägter Fantasie, in einem typischen Albariño klassische Rieslingaromen wahrzunehmen.


  • Contrapunto Albariño 2014 - D.O. Rias Baixas

Klares Hellgelb mit zitronengelben Reflexen verleiht diesem Wein jugendliches Aussehen. In der Nase wird diese jugendliche Frische mit fruchtigen Aromen von gelben Früchten, etwas Mandelaroma und floralen Noten fortgeführt. Am Gaumen frisch knackig, fruchtig, extraktreich, mit dezenter Mineralik und sehr gut integrierter Säure. Der mittellange Abgang ist lebendig, gut strukturiert und präsentiert sich charmant bis ans Ende des trinkanimierenden Nachklangs. Der Wein hat gute Trinkreife und mittelfristiges Entwicklungspotential.



  • Granbazán Ámbar Albariño 2014 - D.O. Rias Baixas

Leuchtendes Strohgelb mir strahlend, grünlichen Reflexen. In der Nase ein wahrer Aromagarten mit Birnenextrakt, Hibiskusblüten, Grapefruit, etwas Limette und herbal floralen Noten. Am Gaumen sehr gut strukturiert. Harmonischer, extraktreicher Fruchtkörper, getragen von einem passenden Säuregerüst. Der lange Abgang präsentiert sich finessenreich, ist ebenfalls gut strukturiert, hat aber noch einige charmante Ecken und Kanten, die sich in den nächsten Wochen perfekt einbinden werden. der Nachklang vermittelt eine Art unbeschwerter Kraft mit Leichtfüßigkeit und verlangt nach mehr. Mittlere Trinkreife mit gutem Entwicklungs- und Lagerpotential machen diesen Albariño auch zu einem geeigneten Lagerkandidaten.



  • Granbazán Limousin Albariño 2013 - D.O. Rias Baixas

Die Trauben stammen von 34 Jahre alten Rebstöcken und wurden spontan vergoren. Der Ausbau erfolgte in neuen kleinen Eichenfässern von 225 und 500 Litern. 2013 wurde satt Limousin- ausschließlich Alliereiche verwendet. Limitiert mit 120.000 Flaschen.

Die etwas kräftigere goldgelbe Farbe und die Schlieren am Glasrand lassen Kraft und Extrakt vermuten. In der Nase keinerlei Toasting oder sonstige derbe Holzaromen, ausschließlich anmutigende herbal florale Aromen, fein verwoben mit harmonischen Anklängen von reifen gelben Früchten und einer sehr dezenten Honignote. Am Gaumen kräftig, gut strukturiert und feingliedrig. Sehr gute Frucht - Säure Balance, fein verwoben mit angenehmer Mineralik. Der lange Abgang zeigt Kraft mit Finesse und feiner Struktur, präsentiert sich frech und elegant zugleich. Im Nachklang herrscht Stimmigkeit und die Gewissheit, dass man unbedingt nachschenken lassen sollte. Der Wein hat beginnende bis mittlere Trinkreife und verfügt über gutes Entwicklungs- und Lagerpotential.

Es spricht nichts gegen eine Lagerung bis 2016/2018, auch wenn sich dieser Albariño bereits jetzt mit Genuss trinken lässt.


Mas de Bazán und der Bobal

Bobal zählt neben Tempranillo und Airen zu den bedeutsamsten autochthonen Rebsorten Spaniens. Diese spät austreibende Sorte behält relativ viel Säure in den Trauben und wird allgemein gerne mit Monastrell zu süffigen "Terrassenweinen" verschnitten.

Agro de Bazán baut diesen Wein reinsortig mit qualitätsorientierter Mengenreduktion aus, was kräftige, extraktreiche Weine mit etwas höherem Alkoholgehalt und sehr schönem Trinkfluss ergibt.

Die Trauben stammen aus einer Anlage auf 750 Meter Seehöhe nahe Valencia, mit mindestens 50 Jahre alten Rebstöcken. In dieser, in den Sommermonaten sehr heißen Gegend, sind auch die Niederschlagsmengen sehr gering, was gemeinsam mit dem feuchtigkeitsspeichernden Boden, die Grundlage für extraktreiche Weine bildet.


  • Mas de Bazán Crianza Bobal 2012 - D.O. Utiel-Requena

Dunkles Bordeauxrot mit purpurfarbigen Reflexen und kräftigen Schlieren am Glasrand lassen Extraktreichtum vermuten. Diese Vermutung wird in der Nase eindrucksvoll, aber unaufdringlich bestätigt. Schwarze Fruchtaromen von dunklen Beeren, mit einem Hauch von Wiesenkräutern, fein verwoben mit einem Touch von Röstaromen, umschmeicheln die Sinne. Am Gaumen frisch und lebendig, mit sehr gut strukturiertem Körper. Die wirklich dezente Säurebegleitung lässt sie Fruchtaromen am Gaumen tanzen. Im Abgang ausgewogen und immer noch lebendig, alle Komponenten fein verwoben und das in einer angenehmen, sehr beachtlichen Länge. Der Nachklang bestätigt alle gewonnenen Eindrücke und verlangt nach dem nächsten Schluck. Der Wein verfügt bereits über gute Trinkreife, hat aber immer noch gutes Entwicklungs- und Lagerpotential. Leicht gekühlt genießen!


Verkostungsnotizen vom 18.05.2015

Fazit: Auch wenn Spanien längst nicht nur als Massenweinproduzent auftritt und es bereits sehr viele qualitätsorientierte Betriebe gibt, sind Betriebe wie Agro de Bazán aufgrund fehlender Produktionsmengen noch immer so etwas wie ein Geheimtip und im restlichen Europa leider wenig bis gar nicht bekannt. Angesichts der sehr guten Weine und des ebenfalls sehr guten Preis- Leistungsverhältnisses, eigentlich schade, dass es so ist!