Mittwoch, 17. Juni 2015

Muskateller, der Anspruchsvolle


Eine Herausforderung in jeder Hinsicht


Ein erfahrener Winzer weiß wie pflegebedürftig, witterungsanfällig und irgendwie auch eigenwillig, diese Rebsorte ist. Bodenbeschaffenheit und Standort müssen passen, sorgfältigste Arbeit im Weingarten gilt als Grundvoraussetzung und bei der Vinifizierung ist darauf zu achten, dem Wein dezente Muskataromen  mit passendem Körper zu verleihen.

Der Muskateller gehört zu den in Österreich als "G'schmackige Sorte" bezeichneten Weinen. Von vielen Konsumenten ist immer wieder zu vernehmen, sie würden keine süßen Weine mögen, was sie gar nicht auf den möglichen Restzucker beziehen, sondern viel mehr auf eine gut gemeinte, aber übertriebene Aromatik. Ist ein Muskateller zu lautstark in seiner Aromatik, wird ihm auch bei Trockenheit, mit so gut wie keinem Restzucker, süßer Geschmack angedichtet, weil die Gesamtstruktur eben nicht passt.



Zwei dieser genüsslichen Sortenvertreter kommen aus Kitzeck (Sausal)


  • Muskateller - Sausal Classic 2014:

Klassische Leichtigkeit mit dezenter Muskataromatik animieren den Geruchssinn und machen neugierig auf die gesamte Aromastruktur. Etwas Hollerblüte, ein dezenter Hauch von gelben Früchten, Muskatnuss und fruchtige Frische verschmelzen harmonisch miteinander. Auch am Gaumen dezente, unaufdringliche Aromatik mit passendem Säuregerüst. Im Abgang unkompliziert, gut strukturiert mit passender Länge und animierendem Nachklang. Bereits jetzt guter Trinkfluss mit mittelfristigem Entwicklungs- und Lagerpotential.

Will man diese Sorte näher kennen lernen und an ihr Gefallen finden, dann ist dieser Muskateller der perfekte "Einsteigerwein".


  • Muskateller - Wein vom Stein 2012:

Dieser Muskateller beweist eindrucksvoll, wie unwahr das Gerücht ist, Muskateller müssten jung getrunken werden!

Der Wein kommuniziert quasi mit seinem Koster. Sofort nach dem Einschenken fragt er was man von ihm eigentlich wolle, weil sein Flaschenschlummer so jäh beendet wurde. Außerdem scheint er sogar zu denken, denn bereits einige Minuten später beginnt er zu plaudern und zeigt seine vielfältigen Gesichter. Das beginnt mit jugendlichen Finessen in der Nase, welche man sich angesichts des Alters nicht erwarten würde. In den ersten zehn Minuten entwickeln sich die unterschiedlichsten "Aromen Bilder", von klassisch bis expressionistisch erfreut diese "Plaudertasche" die Sinne des Kosters. Das Muskataroma überzeugt durch unaufdringliche Präsenz, wird perfekt von etwas Hollerblüte und Mineralik begleitet. Ein passendes und vor allem sehr gut integriertes Säuregerüst sorgt für harmonische Gaumenfreuden. Im Abgang komplex, mit schlanker Struktur, finessenreich mit überzeugender Länge. Der charmant elegante Nachklang verlangt nach weiterer Kommunikation.

Der Wein befindet sich auf mittlerer Trinkreife mit gutem Entwicklungspotential. Es spricht auch alles für eine mittelfristige Lagerung. Sogar bekennende Muskateller Verweigerer sprachen diesem Wein ihr Lob aus. Einfach ein reifer, gut ausgewogener, trinkiger Alleskönner!




Verkostungsnotizen vom 16.06.2015