Freitag, 26. August 2016

Best of Koffeinschmiede - Best of Amar Cavic



Monte Belo, Budan Giri, Sololá


Wie es so schön heißt, kein Ei gleiche dem anderen, so präsentieren sich auch die Charaktere diese drei Kaffees absolut unterschiedlich. Irgendwie klingt es daher auch logisch, dass ihre Rohstoffe aus drei völlig unterschiedlichen Regionen stammen.

Selbstverständlich ist diese Tatsache mitverantwortlich für die Charaktereigenschaft eines Kaffees. Aber für den Feinschliff, der ein Endprodukt unverkennbar und manchmal sogar einzigartig macht, sorgt immer der Handwerker.

Wer qualitativ hochwertigen und vorzüglich schmeckenden Kaffee erzeugen möchte, muss nicht nur über enormes Fachwissen verfügen, es ist in jedem Fall auch viel Geschick und Feingefühl erforderlich.

Verständlich wenn manche LeserInnen aufgrund der vorangegangenen Worte einen Widerspruch in der Firmenbezeichnung Koffeinschmiede sehen. Allerdings ist das überhaupt kein Widerspruch, denn ein guter Schmied besitzt sogar sehr viel Feingefühl. Wer sich jemals in der Kunst des handwerklichen Schmiedens versucht hat, weiß wovon ich spreche.

Auch wenn Amar bei seiner Arbeit auf Hammer und Amboss verzichtet, ist er immer mit Feingefühl, Herz und Seele dabei, so wie ein Schmied. Logisch, er ist schließlich auch "Der Koffeinschmied"!

Jetzt hätte ich es beinahe vergessen, eine Gemeinsamkeit haben Monte Belo, Budan Giri und Sololá - 100% Arabica.




Monte Belo (Single Origin, 100% Arabica, Espresso Röstung)

Herkunft: Mirantinho Brazil, Finca Fazenda Passeio
Sorten: Yellow Bourbon, Mundo Novo, Icatu

Sofort nach dem Öffnen der Packung werden fein duftende Röstaromen freigesetzt, in erster Linie geprägt von Nuss- und Schokoladearomen, mit einem Hauch von Kakao und Zedernholz.

Den richtigen Mahlgrad vorausgesetzt, bildet sich eine ansehnliche Crema mit kompakter Konsistenz. Die fein verwobenen Aromen werden weiterhin von Nüssen und Schokolade dominiert.

Am Gaumen mild würzig. Die sehr dezente Säure ist perfekt in das Gaumenspiel integriert und ist genau genommen nicht wahrnehmbar. Auch im Nachklang herrscht stimmige Harmonie, würzig kräftig, aber unaufdringlich. Der angenehm nussig schokoladige Nachklang sorgt für genüssliches Kaffeevergnügen.

Insgesamt überzeugt dieser Kaffee durch seine Ausgewogenheit und der Tatsache, dass er sozusagen ein Allroundtalent ist. Diese Röstung eignet sich sowohl für die Zubereitung von Espresso, wie auch für Milchkaffee, unabhängig von der Tageszeit. Dieser Kaffee passt einfach immer!

Ein persönlicher Tipp: Wer seinen Espresso gesüßt trinkt, sollte den Monte Belo anstatt mit Zucker einmal mit Agaven Sirup süßen. Das sorgt für eine dezente, sehr elegante Karamellnote.



Budan Giri (Single Origin, 100% Arabica, Espresso Röstung)

Herkunft: Chikmagalur India, Finca Karnataka Plantation
Sorte: * Typica Hybrid

Der Budan Giri wurde mir bereits im Vorfeld mehr oder weniger als Sensation offeriert. Nachdem ich mich eingehend mit diesem Kaffee befasste, kann ich das ohne wenn und aber bestätigen.

Die Röstaromen, vielschichtig und tiefgründig, heben sich deutlich von jenen Düften ab, welche bisher meiner Nase schmeichelten. Der typische "Röstungs-Grundgeruch" präsentiert sich fein verwoben mit Aromen orientalischer Gewürze, einem Hauch von Pinien und Kastanien, untermalt mit zarten Schokoladetönen und einem kräftigen Anklang von Kakaobohnen.

Während der Kaffee gemächlich in die Tasse fließt und sich eine kompakte Crema bildet entfaltet sich ein betörender Duft, geprägt von Kakao- und Schokonoten.

Am Gaumen kraftvoll würzig, harmonisch vollmundig, mit eleganter Kakaonote. Die milde und sehr dezente Säure ist perfekt eingebunden und geschmacklich praktisch nicht vorhanden.

Abgang und Nachklang lassen sich am Treffendsten mit "wow, traumhaft" beschreiben. Die kräftige Kakaonote hallt lange nach - und  das auch noch mit hohem Genussfaktor!

Milchkaffee Fans werden ihre wahre Freude haben mit Latte & Co. Aber richtig geil kommt der Budan Giri als Ristretto - unverfälscht, ehrlich und echt!

* Wissenswertes, kurz gefasst:
Typica ist quasi der Ursprung aller Arabica-Varietäten. Der Ertrag ist eher gering, aber die Qualität äußerst hochwertig. In seinen Anbauländern erhielt er die unterschiedlichsten Bezeichnungen. In Amerika z.B. Criollo, oder auf Hawaii Kona, in Brasilien San Ramon und in Indien kennt man ihn auch unter dem Namen Chickumalgu.



Sololá (Single Origin, 100% Arabica, Espresso Röstung)

Herkunft: Santiago Guatemala, Finca La Providencia Atitlán
Sorten: Bourbon, Typica, Caturra

In seiner Gesamtheit unterscheidet sich diese Röstung stark von jener Art, die man üblicher Weise als Espresso Röstung vorgesetzt bekommt. Sofort nach dem Öffnen der Packung vermischen sich schokoladig nussige Röstaromen mit exotischen Fruchtkomponenten von Zitrusfrüchten, etwas Mango und einem Hauch von reifen Melonen. Ein interessantes, erfrischendes Geruchsbild, wie wird sich diese Exotik am Gaumen präsentieren?

Beim Mahlen der Bohnen standen die exotischen Fruchtaromen im Vordergrund, eingehüllt in wohl bekannte Röstaromen. Auch während der Kaffee gemächlich in die Tasse fließt, präsentiert sich das Geruchsbild exotisch, vereint mit Schoko-Nussaromen. Die Crema, zart aber kompakt.

Am Gaumen erstaunlicher Weise vorerst purer, gewohnter Espresso Geschmack, geprägt von dezenter Nussigkeit mit einem Hauch von Zartbitterschokolade, allerdings mit etwas ausgeprägterem Säurespiel. Im Abgang entwickelt sich fruchtige Exotik mit leicht süßlichen Noten. Die Säure hält sich dezent im Hintergrund, was aufgrund des ersten Eindrucks eher nicht zu erwarten gewesen wäre.

Ein äußerst interessantes Kaffee Erlebnis mit angenehmen Nachklang, der zum Experimentieren verleitet und berechtigte Fragen bezüglich Zubereitungsart aufkommen lässt.

Wie präsentiert sich der Sololá als Milchkaffee? Bedingt ja, aber genau genommen ist er dafür eine Spur zu fruchtig.

Als Corretto, da ist der Sololá in seinem Element. Anstatt mit Grappa zu korrigieren, sollte man sich für guten, nicht zu trockenen, Rum entscheiden. Für die geschmacklich beeindruckendste Korrektur sorgen jedoch ein Schuss Orangen- oder Mandarinenlikör.


Fazit: Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen. Einfach probieren, in die Welt der Koffeinschmiede eintauchen und sich an den Kunstwerken des Koffeinschmieds, Amar Cavic, erfreuen.


Verkostungsnotizen vom August 2016



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