Finessenreiche Weine durch Handarbeit mit Respekt
Geschichtliche Aufzeichnungen belegen der Familie Gsellmann eine mehr als zweihundert Jahre bestehende Verbindung zum Weinbau. Diese Tradition wird heute von Andreas Gsellmann mit viel Leidenschaft fortgeführt.
Bereits in den Achtziger Jahren gingen die Gsellmanns einen etwas anderen Weg. Damals war es Hans, der Vater von Andreas, dem Charakter und Qualität eines Weins wichtiger waren, als Quantität. Die ausdrucksstarken Gsellmann Rotweine hoben sich eindrucksvoll von der Masse ab. Bis 2004 wurden diese international anerkannten Topweine unter Gsellmann & Gsellmann vermarktet.
Andreas absolvierte 2004 ein Praktikum bei Stephan Neipperg und wurde erstmals mit biodynamischer Bewirtschaftung konfrontiert. Inspiriert vom schonenden Umgang mit der Natur und fasziniert von den qualitativ hochwertigen Weinen, brachte er dieses erlernte Wissen in den elterlichen Betrieb ein. 2007 wurde bei Hans und Andreas Gsellmann mit der Umstellung auf biodynamischen Weinbau begonnen. 2011 erhielt das Weingut eine Zertifizierung für biologisch dynamischen Weinbau, nach den Richtlinien von "Respekt".
Was der Vater mit Herz und Verstand begonnen hatte, wird nun vom Sohn mit viel Liebe zum Detail fortgesetzt. Seit 2012 ist Andreas Gsellmann allein verantwortlicher Winzer mit 20 Hektar Rebfläche. Sein Bestreben, der Natur viel zu geben, sie nicht auszubeuten und mit ihr gemeinsam zu arbeiten, setzt er erfolgreich um.
Andreas’ Weine haben unverkennbaren Charakter, Ausdrucksstärke und Charme. Sie präsentieren die Philosophie des Winzers, dessen Herz und Seele sich in den Weinen widerspiegeln.
Schonende Bearbeitung der Weingärten, sauberste Arbeitsweise im Keller ohne Einsatz von High Tech, so bleiben den Weinen Typizität und Terroir erhalten. Ein Weintypus weit weg vom Mainstream, qualitativ hochwertig - Trinkgenuss mit unverkennbarer "Handschrift". Die hochwertige Qualität dieser Weine wird immer wieder mit Auszeichnungen und Prämierungen bestätigt.
Bevor ich nun einige dieser edlen Tropfen vorstelle, möchte ich noch ein paar Worte zu Hans Gsellmann sagen. Bei meinem Besuch am Weingut war Andreas bei einem Auswärtstermin, also plauderten, fachsimpelten und verkosteten die beiden etwas älteren Semester. Hans hat zwar den Betrieb an Andreas übergeben, aber als geborener Naturbursch und Weinbauer mit Herz und Seele, lebt er noch immer mitten im Geschehen.
Mit Hans eine Betriebsführung machen zu dürfen ist ein wahres Vergnügen, seinen Ausführungen zu lauschen macht Freude und eröffnet dem Zuhörer so manch neue Perspektiven, eine Verkostung gemeinsam mit Hans ist ein Erlebnis, welche in guter und sehr schöner Erinnerung bleibt. Danke Hans!
- Finum (Aperitif mit Solera - Ausbau):
Weißburgunder, Chardonnay und Neuburger der Jahrgänge 1995 bis 2007, mit oxydativem Ausbau. Klassischer Solera, nur eben aus Gols. Dezente Sherrynoten mit Rosinen und Feigen in der Nase. Am Gaumen etwas Dörrzwetschken, wieder Rosinen, dezente Eichenaromen, insgesamt viel Kraft und Fülle. Lang und schlank präsentiert sich der Abgang. Dieser Aperitif ist so gut, dass ein Glas eventuell zu wenig sein könnte.
- Chardonnay 2014 (Fassprobe):
Der mit Ton durchzogene Schotterboden gibt diesem Wein seine rassige Frische mit apfeligen Noten, begleitet von dezent nussigen Aromen, saftigem Biskuit und einem Hauch Feuerstein. Am Gaumen kräftig, aber sehr schlank und elegant mit dezenter mineralischer Note. Ein perfekt harmonierendes Frucht- Säurespiel leitet in den langen, bereits gut strukturierten, Abgang über. Der frische Nachklang wirkt trinkanimierend. Sehr gutes Entwicklungspotential.
- Weißburgunder 2014 (Fassprobe):
Roter Schotter und sandiger Lehm bilden die ideale Bodenbeschaffenheit. Der Ausbau erfolgte in Eichenfässern von 500 Litern und mehr, spontan vergoren mit biologischem Säureabbau. In der Nase floral, nussig und ein wenig Steinobstaromen. Am Gaumen dicht und saftig mit sehr gut eingebundener Säure, perfekt eingebundene Holzaromen mit dezenter Vanillearomatik runden den Gesamteindruck ab. Der lange Abgang ist kräftig, mit einigen charmanten Ecken und Kanten, was auf der Jugendlichkeit des Weins beruht. Viel Potential für die zukünftige Entwicklung.
- Grauburgunder 2014 (Fassprobe):
Eine etwas längere Maischestandzeit verleiht diesem Wein eine kräftige strohgelbe Farbe mit glänzenden Reflexen und auch seine schöne Würze. In der Nase angenehm verwobene Fruchtaromen von Kernobst, Stachelbeeren und Nüssen und einem Hauch exotischer Früchte mit etwas Feuersteinaromatik. Am Gaumen lebendig, angenehme MIneralik, etwas Gerbstoff, fein verwoben mit saftiger Frucht. Komplexe Gesamtstruktur, die auch im langen Abgang viel Kraft zeigt. Gutes Potential für Entwicklung und Lagerung.
- Pannobile 2012 - Weißburgunder Goldberg:
Auf der Maische vergoren, in gebrauchten kleinen Fässern (3. Füllung und älter), unfiltriert. In der Nase nussig mit etwas Birne und Kräuterwürze, fein verwoben mit Honignoten und einem Hauch frisch geschnittener Physalis. Der leicht kalkhaltige Boden verleiht dem Wein dezente Mineralik, die sich am Gaumen angenehm bemerkbar macht, indem sie den komplexen Fruchtkörper spielerisch umrahmt. Der sehr lange Abgang ist gut balanciert und hinterlässt einen eleganten Nachklang. Der Wein verfügt über gutes Entwicklungspotential und eignet sich auch hervorragend zur langfristigen Lagerung!
- Chardonnay Exempel - Zwickeläcker 2013:
Dieser Wein wird ab Juni 2015 erhältlich sein.
Es muss wohl so sein, wo Zwickeläcker drinnen ist, kommt Trinkgenuss raus. Dieser, auf der Maische vergorene Chardonnay, lässt die Befürchtung aufkommen er könnte sehr gerbstofflastig sein. Allerdings ist das nicht der Fall! Aromen von gelben Früchten, Äpfeln und einem Hauch von Südfrüchten, werden von äußerst dezenten Gerbstoffen umhüllt. Ein wahrlich einladender Duft. Am Gaumen sehr burgundisch mit komplexem Gesamtgerüst und passender Säure. Der Abgang verfügt nicht nur über Länge, er zeigt sich harmonisch, beinahe schmeichelhaft. Im Nachklang weder kratzig, noch grob, einfach unglaublich schöne Frucht!
Insgesamt bietet jede Phase der Verkostung nur positive Überraschungen!
- Traminer Bio 2013:
Wird ebenfalls ab Juni 2015 erhältlich sein.
Dieser Traminer wächst auf einem für diese Rebsorte bestens geeigneten Boden (Ried Spiegel, sandig, lehmiger Lössboden mit Kalkeinschlüssen) und präsentiert sich aufgrund seiner Vinifizierung sortentypisch mit viel Terroir. Spontangärung auf der Maische und langer Hefekontakt verleihen diesem Traminer das gewisse Etwas. Leuchtendes Orange mit Goldgelb und schimmernden Reflexen machen neugierig. In der Nase Rosenholz, Rosenblüten, Rosenbaumölaromen und ein wenig Heublumenduft, fein verwoben und angenehm duftend. Am Gaumen kräftig, aber schlank, passende Säure. Die Gesamtstruktur überzeugt mit Harmonie aller Eindrücke, Finessenreichtum und Elegance. Sehr langer Abgang, nuancenreich mit unbeschreiblichem Nachklang. Ein Traminer mit viel Potential in jeder Hinsicht.
- Zweigelt 2014 "start" (Fassprobe):
Die Spontangärung im Edelstahltank und der anschließende Ausbau in gebrauchten Holzfässern sorgen für Sortencharakter und Terroir.
In der Nase Aromen von Herzkirsche und Weichsel, etwas Brombeere und ein Hauch von roten Beeren. Am Gaumen saftig, angenehme Fruchtdichte, fein verwoben mit zarten, gut passenden Tanninen. Belebender, gut strukturierter, mittellanger Abgang. Ziemlich beeindruckender Nachklang. Aufgrund seiner Jugend noch etwas kantig, aber mit sehr gutem Entwicklungspotential für die nächsten Monate, mittelfristiges Lagerpotential.
- Zweigelt Heideboden Bio 2013:
In der Nase sehr anmutigende Kirscharomatik mit Brombeernoten und einem Hauch von Gartenkräutern. Am Gaumen dicht und saftig, fein verwobener Fruchtkörper mit zarten Tanninen. Die komplexe Gesamtstruktur präsentiert sich trinkig und gleitet nahtlos in einen langen, finessenreichen Abgang, dessen Nachklang harmonisch und stimmungsvoll animiert. Der Wein hat beginnende Trinkreife mit sehr gutem Entwicklungs- und Lagerpotential.
- Heideboden Rot - Bio 2012:
Diese Cuvee mit 80% Zweigelt und 20% Blaufränkisch zeigt, was Terroir bedeutet. In der Nase eine stimmige Duftkomposition von Weichseln, Johannisbeeren und Brombeeren, begleitet von herbal - floralen Noten. Am Gaumen präsentiert sich der Fruchtkörper kompakt und vielschichtig, mit sehr gut integrierten Tanninen. Sehr dezente Säure verleiht diesem mächtigen Körper Lebendigkeit und Elegance. Der kräftige Abgang ist von guter Länge geprägt, präsentiert sich harmonisch elegant und sorgt für einen charmanten Nachklang. Der Wein verfügt über mittlere Trinkreife mit enormen Entwicklungspotential.
- Pannobile Rot - KBA 2011:
50% Zweigelt, 50% Blaufränkisch, die typische Cuvee vom Seewinkel, noch dazu aus den Lagen Goldberg, Salzberg, Ungerberg und Gabarinza mit "Gsellmann Handschrift". Diese Zutaten präsentieren sich in der Nase mit zarten, jedoch sehr komplexen Kirscharomen, fein verwoben mit Heidelbeeren und Kräuterwürze. Das harmonische Geruchsbild stellt hohe Erwartungen an den Gaumen. Perfekt strukturiert, mit zarten, gut eingebundenen Tanninen, werden diese Erwartungen sogar übertroffen. Ein ausgewogener, langer und kräftiger Abgang bestätigt all diese Eindrücke. Der Nachklang sagt laut und deutlich, "bitte nachschenken"! Der Wein hat mittlere Trinkreife, mit gutem Entwicklungs- und Lagerpotential.
- Pinot Noir Goldberg 2011:
Ein Pinot Noir, der allen Fans dieser Rebsorte ein freudiges Dauerlächeln ins Gesicht zaubern wird. Keine Granate mit schwärzlicher Farbe und holzigen Aromen, sondern ehrlicher Pinot Noir. Diese Sorte wird immer wieder als "König der Weine" bezeichnet und genau so präsentiert sich dieser Wein. Leuchtendes, mittelkräftiges Burgunderrot mit Rubinreflexen. In der Nase feingliedrige Aromatik von roten Beeren, mit dezenter Würze. Am Gaumen unaufdringlich, fast filigran, gut strukturiert mit sehr zarten Tanninen und angenehmer, dezenter Säure. Im Abgang weich, dezent ausladend mit einer passenden Länge. Der Nachklang bestätigt den noblen, königlichen Genuss. Der Wein präsentiert sich jugendlich mit beginnender Trinkreife und großartigem Potential.
Verkostungsnotizen vom 05.02.2015