Montag, 19. Januar 2015

Nahrungsmittel im Verpackungswahn


Nachhaltig vermeidbarer Müll?

Aus gegebenem Anlass - ich wurde heute in eine "Plastikdiskussion" verwickelt - widme ich diese Zeilen den Hüllen, die wir täglich bekommen, ohne danach zu verlangen. Die Rede ist von Behältnissen und deren Überverpackungen.

Die Zeiten wo man Fleischer, Gemüsehändler, Bäcker, Milchgeschäft und Greißler in unmittelbarer Nähe seiner Wohnstätte hatte, sind längst vorbei. Sogar in den meisten kleinen Ortschaften existieren diese Nahversorger nicht mehr, statt dessen regieren auch dort bereits Lebensmittelmärkte, wo man alles bekommt.

Auch wenn man noch so umweltbewusst handelt, Einkäufe zu Fuß erledigt, darauf achtet nur das zu kaufen, was man wirklich braucht und bemüht ist keine abgepackten Produkte zu kaufen, wird man es kaum schaffen, keinen Verpackungsmüll zu produzieren.

Ich versuchte kleinere Mengen diverser Nahrungsmittel zu kaufen, die quasi nur mit einer Grundverpackung umhüllt sind. Wahrlich eine große Herausforderung, wenn einem da nur ein Supermarkt ohne Feinkost-Theke zur Verfügung steht.

Ohne Verpackung geht’s selbstverständlich nicht, denn wer würde beispielsweise ein unverpacktes Stück Schweinslungenbraten aus einem Selbstbedienungsregal nehmen, das widerspräche jedem Hygienegrundsatz. Diese Art der Verpackung ist nicht zu verhindern, aber dass die Extrawurst eines Herstellers zu 50, 100 und 150 Gramm abgepackt im Regal liegt, grenzt an Dekadenz, um nicht zu sagen Blödheit! Noch dazu hatten alle drei Packungsgrößen ein und den selben Grundpreis, also kann hier kaum das Argument des Mengenrabatts gelten. Selbes Spiel auch bei den Bratwürsten, abgepackt zu zwei oder zu vier Stück.

Als ich mir innerlich die Frage stellte, was das wohl für einen Sinn haben könnte, wurde ich von einer älteren Dame angesprochen, die meine Verwunderung bezüglich dieser Verpackungsstrategie bemerkt haben muss.

Sie klagte ein wenig über ihr Leid, als alleinstehende Frau nur kleinere Mengen einkaufen zu können, weil sie ja nicht so viel brauche, aber nur fünf Deka Wurst würde nicht einmal sie kaufen und wahrscheinlich auch sonst niemand und deshalb sei diese Packungsgröße total unnötig. Außerdem ärgere sie sich auch immer über die Verpackung beim Joghurt. "Das ist eh schon in Plastikbechern und beim Viererpack ist dann auch noch ein Karton drüber, obwohl die Becher untereinander alle verbunden sind", ärgerte sie sich ziemlich lautstark.

Jetzt schien sich diese Dame so richtig in Rage geredet zu haben, denn sie machte ihrem Ärger weiterhin Luft und meinte: "Da reden’s immer vom Klimawandel und vom Naturschutz und von dieser Nachhaltigkeit bei den Bio Sachen, aber die Bio Erdäpfel tun’s in ein Plastiksackerl mit Luftlöcher".

Sie teilte mir auch noch mit, dass sie ganz brav ihren Müll trenne und obwohl sie ja nicht viel braucht, müsse sie jede Woche mindestens ein Mal mit Papier und Plastik zur Sammelstelle laufen. So ging es noch ein paar Minuten weiter und ich hörte ihr geduldig zu, denn sie hatte mit so ziemlich jeder Ihrer Aussagen recht!

Ich kaufte 500 Gramm Bio Tomaten, die gab es nicht lose, sondern nur im Kunststoffbecher. Ebenso waren die Bio Champignons und der Bio Kopfsalat in Kunststoffverpackungen eingehüllt, obwohl eine Selbstbedienungswaage vorhanden war. Diese war aber nur zum Wiegen diverser loser Obstsorten, wie Äpfel, Orangen und Bananen gedacht.

Befremdlich finde ich auch manche Verpackungen diverser "Gesundheitsdrinks" und flüssiger "Nahrungsergänzungsmittel". Neunzig Prozent dieser Produkte sind in Einzelportionsfläschchen abgefüllt, die sich in einer Überverpackung befinden. Nicht nur ich, sondern die meisten von uns, würde diese Produkte gerne in größeren Einzelgebinden kaufen, denn die jeweiligen Tagesportionen kann man auch selbst messen. Aber leider gibt es diese Art von Gebinde viel zu selten und so produzieren wir innerhalb kürzester Zeit viel unnötigen Müll, ohne immer selbst daran Schuld zu haben.

Ich nehme mich bei der Nase und gebe zu, dass ich diesen Verpackungswahn zum Teil akzeptiere, wenn ich bestimmte Produkte will und die nur in dieser Form erhältlich sind.


Mit meiner Einstellung zähle ich wohl zur Mehrheit, sonst gäbe es diesen Verpackungswahn nicht, oder doch?