Dienstag, 13. Januar 2015

Weingut Erich Machherndl


Traditionell und kompromisslos
100% Wachau - 100% Machherndl

Sprichwörtlich kommt angeblich alles Gute von oben. Mag so sein, aber sehr viel Gutes kommt auch aus Wösendorf in der Wachau, nämlich aus Weinflaschen, wo "Weingut Erich Machherndl" drauf steht. Lasst uns das neue Jahr also richtig gut beginnen.

Bereits Anfang der neunziger Jahre wurde mir das Vergnügen zuteil, mich an Machherndl Weinen erfreuen zu dürfen. Damals war es noch Erich Senior, der das richtige Gespür für das Zusammenspiel aus Natur und Fachwissen eines Weinbauern auslebte und in Flaschen füllte.

Sortentypisch, unverkennbar Machherndl, unverkennbar Wachau. Im jugendlichen Stadium mit einigen Ecken und Kanten, eingehüllt in Charme und Charakter mit enormen Entwicklungspotential.

1998 übernahm Erich Junior den Betrieb. Seit 2002 ist er der offizielle Betreiber und Kellermeister des Familienweinguts, dessen Geschichte bis ins 17. Jahrhundert zurück reicht. Obwohl der Senior den winzerischen Fähigkeiten seines Sohnes voll und ganz vertraut, hilft er im Betrieb weiterhin mit, denn die Liebe zum Weinbau kennt kein Pensionsalter.

Mit Sicherheit war Erich damals einer dieser jungen, selbstbewussten Winzer oder wie er selbst von sich sagt, "eine gewagte Mischung aus Dickkopf und Sturschädel". Wild und motiviert, aber mit Herz und Verstand, begann diese gewagte Mischung die persönlichen Vorstellungen des Wachauer Weinbaus in die Tat umzusetzen.

Wie es bereits seinem Vater ein großes Anliegen war, typische Wachauer Weine mit Machherndl Charakter zu keltern, ist diese Eigenschaft auch in Erich tief verwurzelt. Das Fachwissen modernster Kellereitechnik hätte er, um Weine erzeugen zu können, die dem beinahe uniformen Mainstream Charakter gerecht würden. Aber Erich Machherndl ist kein "Weinmacher", er ist Handwerker und Winzer oder besser gesagt, Wachauer Weinbauer, der das Angebot der Natur positiv zu nützen weiß, im Keller äußerst sauber arbeitet und auf den Einsatz uniformierender Technologien verzichtet.

Aber nicht nur beim Weinbau wird auf Wachauer Tradition und persönlichen Stil wert gelegt, auch der 2006 entstandene Zubau wurde nach diesen Grundsätzen gestaltet. Trotz moderner Architektur fügt er sich perfekt ins malerisch, traditionelle Ortsbild von Wösendorf ein.


Insgesamt werden acht Hektar Rebfläche in den besten Lagen rund um Wösendorf bewirtschaftet, selbstverständlich ökologisch schonend, nach den Vorgaben des naturnahen Weinbaus. Eine Komplettumstellung auf biologischen Weinbau samt Zertifizierung wird wohl nicht mehr all zu lange auf sich warten lassen.


Aber was ist es, was diese Weine so besonders macht?

Es ist nicht nur die Sortentypizität und das Terroir der Wachau, es sind auch die feinen Unterschiede der jeweiligen Weine, die Ecken und Kanten, die sich schmeichelnd und anmutigend in die Gesamtstruktur einfügen. Nicht zu vergessen, die Bodenständigkeit, das Entwicklungspotential und die Unverwechselbarkeit. Ohne besonderes "Weinverständnis" aufbringen zu müssen, sorgen all diese Eigenschaften bereits im jugendlichen Stadium für charmanten, unkomplizierten Trinkgenuss, der im Verlauf seiner Reifezeit nochmals um ein Vielfaches gesteigert wird.


Fassproben 2014

Der Weinjahrgang 2014 entwickelte sich innerhalb kürzester Zeit zu einem "Diskussionsjahrgang". Die Stimmen bezüglich mäßiger Weinqualität waren zwar ziemlich laut, aber dass sie möglicher Weise unnötig laut waren und teilweise noch immer sind, haben auch die Machherndl - Fassproben eindrucksvoll bewiesen.

Bei der Weinlese zwischen Ende Oktober und Mitte November,  konnte absolut gesundes Traubenmaterial mit 18° bis 19° KMW eingebracht werden. Die analytischen Werte der jeweiligen Weine versprachen viel. Meine Verkostungsergebnisse bestätigen, dass alle Versprechungen gehalten wurden.


Grüner Veltliner Kollmütz Federspiel:
Würzig, pfeffrig, fruchtig. Wirkt noch etwas "zerschlagen". Gut passendes Säuregerüst. Schlanker, mittellanger, sehr anregender Abgang.

Grüner Veltliner Bachsatz Federspiel:
Kräuterwürzig mit etwas Apfel, weißem Pfeffer und Quitte; Gute Mineralik, passendes Säuregerüst. Wirkt schlank mit angenehmer Breite. Fülliger, ziemlich kompakter Abgang mit gut eingebundener Säure. Lebendige Gesamtstruktur.

Riesling Mitz & Mütz Federspiel:
Rieslingtrauben aus der Jochinger Riede "Kollmitz" und aus der Wösendorfer Riede "Kollmütz". In der Nase Steinobst, hauptsächlich Weingartenpfirsich und Marille. Wirkt mineralisch, knackig frisch mit anmutigendem Duft von Wiesenblumen und Gartenkräutern. Säure dezent und bereits erstaunlich gut eingebunden. Mittellanger Abgang mit fruchtiger Lebendigkeit.

Riesling Kollmütz Smaragd:
Unverkennbare Aromen von Weingartenpfirsichen, ein Hauch von frisch geschnittenen Reben, frisch ausgelöste Marillensteine, etwas Kräuterwürze. Wirkt kräftig, mit gut eingebundener Säure und dezenter Mineralik. Etwas breiterer, langer Abgang mit lebendigem Nachklang. Bereits jetzt erstaunliche Harmonie in der Gesamtstruktur.

Die Federspielweine werden voraussichtlich Ende April/Anfang Mai gefüllt. Smaragdweine dem entsprechend später, voraussichtlich Ende September/Anfang Oktober.


Das aktuelle Weinangebot


  • Grüner Veltliner Kollmütz Federspiel 2013:

Markante Nase mit Aromen von grünem und schwarzem Pfeffer, mit einem Hauch von Birnen, ein wenig Gartenkräuter und mineralischen Noten. Am Gaumen saftig, würzig und lebendig mit passendem Säuregerüst und mineralischer Begleitung. Gut ausgewogener Abgang mit animierender Nachhaltigkeit. Der Wein hat mittlere Trinkreife und verfügt über gutes Entwicklungs- und mittelfristiges Lagerpotential.


  • Grüner Veltliner Bachsatz Federspiel 2013:

Aromen von gelben und grünen Äpfeln, mit Noten vom weißen Pfeffer, untermalt mit einem dezenten Touch Neugewürz. Am Gaumen verspielt "fruchtwürzig", mit sehr gut eingebundenem Säuregerüst, lebendig und vielschichtig. Vielversprechender, kompakter Abgang, mit gute Länge. Charmante, raffinessenreiche Nachhaltigkeit animiert zum nächsten Schluck. Der Wein hat mittlere Trinkreife und verfügt über sehr gutes Entwicklungs- und Lagerpotential.


  • Grüner Veltliner Steinwand Smaragd 2013:

Opulenz mit Zierlichkeit! Kräftige Aromen von "pfeffrigen Melonen" mit einem Hauch Honig und etwas Wildkräutern. Am Gaumen dezente Mineralik, saftige Würze, fruchtig und lebendig, mit passendem Säurespiel. Traubig fruchtsüß, breit und filigran zugleich. Opulenter, unaufdringlicher Abgang mit Lebendigkeit und sehr guter Länge. Der Nachklang vermittelt Kraft und charmante Elegance. Der Wein hat beginnende Trinkreife und verfügt über sehr gutes Entwicklungs- und Lagerpotential.

Damit dieser Wein sein Potential bereits jetzt voll ausspielen kann, sollte man ihn mindestens 30 Minuten vor dem Genuss dekantieren und entsprechend kühlen.


  • Grüner Veltliner Kollmitz Smaragd 2013:

Würzig fruchtige Explosion in der Nase. Anfänglich fast ein wenig exotisch, mit einem Hauch Passionsfrucht. Bereits nach einigen Minuten im Glas pfeffrige, fruchtige Würze, mit herbal floralen Noten. Am Gaumen etwas breiter, mit gut passendem Säuregerüst und harmonischer Gesamtstruktur. Eindrucksvoll und vielschichtig bis ans Ende des finessenreichen, sehr langen Abgangs. Die opulente, gut ausgewogene Nachhaltigkeit hinterlässt einen unvergesslich, charmanten Abgang. Beginnende Trinkreife mit sehr viel Potential für Entwicklung und Lagerung.

Unbedingt dekantieren!


  • Grüner Veltliner "For Friends Only" Smaragd 2011:

Nomen est Omen! Sollte man keine Freunde haben, könnte man sie sich machen, indem man diesen Wein serviert.
Ein zierlicher Kraftprotz ist das, mit Kräuterwürze und sogar etwas reifem Steinobst und exotischen Noten in einer Konzentration die fast unbeschreiblich ist. Beim neuerlichen Geruchstest dominiert plötzlich konzentrierter Urveltliner mit Pfeffer, Kräutern und floralen Noten. Am Gaumen ausladend, aber niemals kitschig breit. Insgesamt frisch und lebendig, mit passender Säurebegleitung. Der Abgang ist derart lang, dass man beinahe das Wort endlos gebrauchen möchte. Der Nachklang präsentiert sich nicht nur harmonisch und lang anhaltend, er erzeugt auch ein unwiderstehliches Verlangen nach mehr!

Zurzeit ist der Wein am Beginn seiner Trinkreife mit extra großem Potential. Unbedingt dekantieren!


  • Riesling Mitz & Mütz Federspiel 2013:

In der Nase Steinobstkerne, reife Pfirsiche und etwas Marille mit dezenter Kräuterwürze. Am Gaumen kompromissloser Riesling. Geradlinig, knackig frisch und würzig, mit angenehmer Mineralik. Kräftige Struktur mit fein verwobenem Abgang, der sich überraschend lang präsentiert. Der Nachklang wartet nicht nur mit verspielten Steinobstaromen auf, er animiert auch zum nächsten Schluck. Riesling pur auf mittlerer Trinkreife, mit gutem Entwicklungspotential und mittelfristigem Lagerpotential.


  • Riesling Alte Reben - Kollmütz Smaragd 2013:

In der Nase klare, reintönige Fruchtkomponenten (botrytisfrei) von Marillen, Pfirsichen und etwas Gartenkräutern. Am Gaumen extraktreich, mit lebendigem Charakter. Ein straffes, aber perfekt passendes Säuregerüst sorgt für Frische und Lebendigkeit. Der etwas höhere Restzuckergehalt ist kompakt eingebunden und vermittelt viel Harmonie und Elegance. Der lange Abgang präsentiert sich finessenreich und geradlinig, mit Größe und Lebendigkeit. Der Wein hat beginnende Trinkreife  und verfügt über sehr gutes Entwicklungs- und längerfristiges Lagerpotential.

Belüften oder dekantieren sorgt für erhöhten Trinkgenuss. 


  • Riesling Reserve 2013:

Zirka 20% Traubengut mit Botrytis untermalen die Steinobstaromen mit ausladenden Fruchtkomponenten, einer dezenten Honignote und einem exotischen Touch. Am Gaumen momentan etwas breiter, mit einem Hauch Mineralik und passender Säurestruktur, aber bereits nach einigen Sekunden entsteht eine harmonische Gesamtstruktur - vollmundig, kräftig und elegant zugleich. Das gute Säuregerüst belebt den mittellangen, sehr kräftigen Abgang bis in den Nachklang, der sich anmutigend bemerkbar macht. Der Wein hat mittlere Trinkreife, gutes Entwicklungs- und längerfristiges Lagerpotential.


  • Riesling Alte Reben - Kollmütz Smaragd 2011:

Nur noch begrenzt verfügbar!

Typische Steinobstaromen (Weingartenpfirsiche, Marillen) mit herbalem Touch, etwas Wiesenblumen und dezentem Petrol. Am Gaumen Riesling, Riesling und nochmals Riesling! Knackig, gut ausgewogen, mit Finessenreichtum und sehr guter Gesamtstruktur. Der fein verwobene Abgang überzeugt durch unaufdringliche Präsenz, Elegance und Länge. Der Nachklang vermittelt auf charmante Art, nach dem nächsten Schluck zu fragen. Der Wein hat mittlere Trinkreife und verfügt über sehr gutes Entwicklungs- und langfristiges Lagerpotential.


  • Grauburgunder Rose "Orange Wine" 2013:

Rose!? Durch die lange Standzeit und die Maischegärung kommt die rötliche Farbe der Trauben ins Spiel. Der Farbton könnte eher als "Dunkelrose" definiert werden. Der erste Geruchstest verwirrt ein wenig und präsentiert sich vielschichtig; erdig, subtil, burgundisch, PInot rot, Pinot weiß, kräutrig, Wiesenhonig, zarte Gerbstofftöne. Am Gaumen ist der Grauburgunder erkennbar. Das Gaumenspiel präsentiert sich ein wenig gerbstofflastig, mit Kraft und Würze und einem Hauch von roten Beeren. Erstaunlich harmonischer, runder Abgang, der durch angenehme Länge überzeugt. Der Nachklang ist ebenfalls beeindruckend lang und hinterlässt einen charmanten Eindruck. In jedem Fall animiert er zum nächsten Schluck.

Ein sehr interessanter, charaktervoller Wein, mit dem man sich befassen sollte. Der einzige Wein aus dem Hause Machherndl der verstanden werden will. Aber durch seinen Charme lässt sich dieses Verständnis relativ leicht aufbringen.


  • Zweigelt 2011:

Sortentypisch! Kirscharomen, einem Hauch von Beeren und dezent herbalen Noten. Am Gaumen fruchtig, unaufdringlich mit zarten Tanninen, saftig, würzig, lebendig und sehr charmant. Der mittellange, gut strukturierte Abgang ist fein verwoben und überzeugt mit klassischer Lebendigkeit. Der angenehme Nachklang vermittelt Lebensfreude und Leichtigkeit. Ein ehrlicher Zweigelt mit Sortentypizität, guter Trinkreife und mittelfristigem Lagerpotential.

Leicht gekühlt bereitet dieser Wein Genuss und Trinkspaß!



Verkostungsnotizen vom 20.12.2014


http://www.machherndl.com