Hoch oben, im 20. Stock des Wiener Ringturm
Alljährlich im Frühling präsentiert das Weingut Stift Klosterneuburg seine aktuellen Weiss- und Rotweine. Am 23. März wurde außer Haus, im Ringturm, hoch über den Dächern Wiens gezeigt, was die Gaumen der Konsumenten begeistern soll.
Wieder eine Abfuhr für "2014 Negativ-Statements"
Die aktuellen Weißweine stammten zum größten Teil aus dem Kelterjahr 2014, welches bekanntlich mit vielen, eher wenig positiven Statements, belegt wurde. Vom schwierigen Weinjahr bis zu Qualitätseinbußen war so ziemlich alles zu hören und zu lesen, was einen Weinjahrgang abwerten könnte. Dementsprechend begegnet so mancher Weinfreund diesem Jahrgang mit etwas gemischten Gefühlen. Zwischenzeitlich wurde die eine oder andere abwertende Aussage zwar revidiert, aber was in einem österreichischen Schädel einmal verankert ist, ist nur schwer wieder raus zu bekommen. Diese Behauptung ist durchaus gerechtfertigt, denn auch bei dieser Verkostung war eine gewisse Negativeinstellung gegenüber 2014 festzustellen.
Ich weiß, ich wiederhole mich, aber 2014 war das Jahr der umsichtigen, sorgfältig arbeitenden und vor allem, der qualitätsbewussten Weinbaubetriebe mit dem entsprechenden Gespür für Natur und Technologie. Die Witterungsbedingungen waren alles andere als ideal, aber deshalb gleich von qualitativer Einbuße zu sprechen, ist zwar typisch österreichisch, aber zum Glück nicht zutreffend.
Auch die Weißweine 2014 vom Stift Klosterneuburg beweisen, dass all diese Negativredner absolut nicht recht hatten.
Alle Weine zeigen Sortentypizität, Charakter und Terroir. Es mag bei manchen Weinen die erhoffte Menge fehlen, aber qualitativ gesehen, gibt es nichts zu bemängeln. Frucht- und Säurespiel harmonieren in einem extraktreichen Körper und auch an Finesse und Charme fehlte es keinem einzigen Wein.
Besonders interessant und finessenreich präsentierten sich Wiener Gemischter Satz, Riesling, Chardonnay, Zierfandler-Rotgipfler und Gewürztraminer der Klassik Serie 2014
Bei den Lagenweinen 2014 - alles Fassproben - stellte der Grüne Veltliner Hengsberg eine sehr angenehme Überraschung dar; würzig, mineralisch, körperreich mit angenehmer Säurebegleitung.
Weißburgunder Jungherrn und Riesling Franzhauser warten bereits jetzt mit unverkennbaren Sortencharaktären auf, verfügen beide über viel Extrakt und sehr gutes Entwicklungspotential. Der Gesamteindruck des Riesling kann ruhigen Gewissens sogar als ausgezeichnet beschrieben werden!
Bei den roten Lagenweinen sorgte der Pinot Noir Reserve 2012 für angenehmen Trinkgenuss; bereits gut ausgewogen, perfekt eingebundenes Holz, feinwürzig, finessenreich von der Nase bis in den Nachklang.
Der Sankt Laurent Ausstich 2012 steht dem um nichts nach; feingliedrige Frucht mit angenehmer Frische, charmant und elegant, einfach Sankt Laurent, pur und "rassig"
Als absolutes Highlight entpuppte sich die Cuvee Chorus 2012; kräftig, vollmundig und schlank zugleich, feinherbale Noten mit Cassis verschmelzen in der kompakten Struktur. Bereits gut ausgewogen, mit viel Entwicklungspotential!
Nicht nur Kenner, auch Genießer kommen am Mathäi Brut 2011 (100% Chardonnay) nicht vorbei, denn das ist wahrer, perfekt ausgewogener Schaumweingenuss!
Fazit: Ich war mir bereits vor der Verkostung sicher, ich würde keine Enttäuschungen erleben, obwohl meine Erwartungshaltungen genau so hoch waren, wie all die Jahre zuvor. Weshalb auch, 2014 war quasi endlich wieder ein Weinjahr, in dem typische Weine gekeltert wurden und dass das Weinbauteam des Stifts weiß wie’s geht, wurde eindrucksvoll bewiesen!