Montag, 16. März 2015

Das Schweizerhaus im Wiener Prater



Saisonstart - eintauchen in eine etwas andere Welt


Es mögen alle ihre ganz persönliche Meinung zum Schweizerhaus haben, aber in einem Punkt herrscht Einigkeit; es ist die Institution, wo sich niemand Gedanken darüber machen wird, welcher Gesellschaftsschicht man angehört und ob man hier her passt.

Hier gibt es keine Standeszuordnung - egal ob Student, Pensionist, Schwerarbeiter, Medienstar, Politiker, Akademiker, Lebenskünstler, Tourist oder Einheimischer - alle haben etwas zu erzählen, alle wollen hören was es Neues gibt, alle wollen sie ein wenig raunzen und erfahren wie es den anderen so geht.


Kommunikation, also reden und zuhören, das funktioniert hier besser als an so manchem Arbeitsplatz. Aber auch Anteilnahme und Beglückwünschungen wirken hier wesentlich ehrlicher und herzlicher, als anderswo.

Hier funktioniert auch das, was in Österreich noch immer nicht wirklich üblich ist - man setzt sich an einen Tisch, weil hier noch ein Platz frei ist, ohne die bereits anwesenden Personen zu kennen. Selbstverständlich wird man fragen ob es gestattet ist Platz zu nehmen. Wenn tatsächlich Plätze frei sind, werden keine Personen erfunden, die angeblich in ein paar Minuten erscheinen sollten. Man wird freundlich als Tischnachbar aufgenommen und verbringt eine angenehme Zeit in netter Gesellschaft.


Wer jetzt denkt, so ein Unsinn, ins Schweizerhaus geht man wegen des Budweiser Biers, eventuell wegen der gebratenen Stelzen oder sonstiger Schmankerl, hat zwar nicht unrecht, aber ohne diese einzigartige Form der klassenlosen Kommunikation und dem Bewusstsein diesem bunten Haufen von "Schweizerhausianern" anzugehören, würde die Mehrheit aller Besucher gar nicht hier sein; egal ob täglich wiederkehrender Stammgast oder weitgereister Tourist.

Ja, das Budweiser (garantiert original) ist ebenfalls einzigartig, wird nur hier ausgeschenkt, hat weniger Kohlensäure und auch die Art der Ausschank unterscheidet sich stark von der sonst üblichen. All diese Faktoren machen das Budweiser im Schweizerhaus zu einem gut schmeckenden, bekömmlichen Bier mit perfekter Optik.



Saisonstart 2015:

Nach der Winterpause von November bis Mitte März wurde die Schweizerhaus Saison am 15.03.2015 wieder gestartet. Pünktlich um 11:00 Uhr wurde das grüne Tor geöffnet und die bereits wartenden Gäste strömten in den Gastgarten.

Einen echten "Schweizerhausianer" kann nur Krankheit oder Schlimmeres davon abhalten, an einem Saisonstart nicht teilzunehmen. Regen, Schneefall und winterliche Temperaturen, alles keine Gründe an einem fünfzehnten März zu Hause zu bleiben. Dieses Jahr herrschte zwar kein frühlingstaugliches Ansichtskartenwetter und auch die Temperaturen entsprachen nicht unbedingt jenen, die man sich wünscht, um in einem Gastgarten Platz zu nehmen, aber es gibt bekanntlich kein schlechtes Wetter, sondern nur die falsche Kleidung.

Witterungstauglich gekleidet, entsprechend neugierig und auch ein wenig mitteilungsbedürftig, wurde das erste Bier in dieser Saison genossen, eventuell auch von einem zweiten und dritten gefolgt und von einer knusprigen Stelze begleitet.


Die Saison ist also eröffnet und so manch schönem Gastgartenaufenthalt im Schweizerhaus steht nichts mehr im Weg.