Donnerstag, 23. April 2015

3. österreichisches Craft Beer Symposium (20. April 2015)


Bewusstseinserweiterung im Sinne der Bierkultur


Belgien berührt die Sinne, mit diesem Slogan luden die beiden Getränkehandelsfirmen Kolarik & Leeb und Del Fabro ihre Kunden ein, die Vielfalt der Bierwelt zu erkunden.
Angesichts dieser Aussage könnte man meinen, es wären ausschließlich belgische Biere vorgestellt worden. Allerdings bezieht sich dieser Slogan wohl mehr auf die Tatsache, dass in Belgien die Bierkultur wahrhaftig gelebt wird. Nicht selten werden in belgischen Lokalen hundert verschiedene Biere angeboten und auch verkauft, denn die Belgier genießen die Vielfältigkeit der unterschiedlichsten Biersorten.

Im restlichen Europa beginnt sich diese Bierkultur ebenfalls ziemlich rasch zu entwickeln. Österreich hinkt diesem Bewusstsein zwar noch ein wenig hinterher, aber auch bei uns wird die Craft Beer - Fangemeinde stetig größer.


Vorab einige persönliche, auf Erfahrungen beruhende, Bierkultur-Gedanken:

Jedes halbwegs gute Wirtshaus verfügt heute bereits über eine Weinkarte und das Angebot an Weinen harmoniert meistens auch mit den aufgetischten Gerichten. Mit der Wahlmöglichkeit beim Bier sieht es  aber oftmals weniger erfreulich aus. Manchmal muss sich der Gast sogar mit einer einzigen Marke und Sorte begnügen und darf sich schon glücklich schätzen, weil die Wahlmöglichkeit zwischen Seiderl und Krügerl besteht. Auf die Frage, welches Bier es gäbe, erhält man nicht selten die Antwort, "hell oder dunkel, aber dunkel nur in der Flasche".

Das mag etwas anmaßend klingen, aber leider ist es eine unbestreitbare Tatsache. Bier wird mehrheitlich noch immer als Durstlöscher betrachtet, von dem man mehr trinken kann, als vom Wein und billiger ist es auch.

Nur weil Craft Beer seit geraumer Zeit in vielen Handelsregalen gut sichtbar platziert ist, wird sich die Einstellung zur Bierkultur kaum oder nur langsam weiterentwickeln. Auch eine gut sortierte Bierkarte im Restaurant wird an der mangelnden Einstellung zur Bierkultur nicht viel ändern können. Handel und Gastronomie sollten ihren Kunden und Gästen, die Vielfältigkeit und das Zusammenspiel von Speisen und Bier näher bringen. Sommeliers, jene Fachkräfte, die sich auf bestimmte Bereiche in der Kulinarik spezialisiert haben, wären gefragt. Sie können aus einer Speise und einem Getränk eine stimmige Einheit machen, dadurch dem Gast ein unvergessliches Genusserlebnis bescheren und auf diese Weise auch einen völlig neuen Zugang zur Bierkultur schaffen. Es gibt sie, diese kundigen Bier-Sommeliers und es werden immer mehr. Hoffentlich erkennen genügend Gastronomen die Wichtigkeit dieser Berufsgruppe, lernen entweder selbst oder leisten sich Mitarbeiter mit den entsprechenden Fähigkeiten. Liebe Wirte, Ihr seid Österreichs Botschafter für Ess- und Trinkkultur, das war schon immer so und wird auch so bleiben!


Craft Beer Symposium, wozu?

Veranstaltungen dieser Art sind wertvoll und tragen mit Sicherheit dazu bei, Bier einen höheren Stellenwert zu verleihen und werden offensichtlich auch gerne besucht, denn der "Hefeboden der Ottakringer Brauerei" war restlos ausgebucht.

Die von Sepp Wejwar - besser bekannt als Biersepp - präsentierten und kommentierten Biere konnten alle mit Einzigartigkeit und Besonderheit aufwarten. Sie waren eben anders als Lager, Märzen, Pils und Co. In jedem Fall erweckten diese Biere die Aufmerksamkeit aller Teilnehmer. Man konnte förmlich miterleben, wie sich alle immer wieder ein und die selbe Frage stellten, "welches Gericht passt zu diesem Bier, wie vermittle ich dieses Geschmackserlebnis meinen Gästen?"



Darf’s ein Aperitif sein?

Liefmans-Fruitesse on the rocks:

Alle standarisierten Biergedanken beiseite gelegt und einfach nur an Aperitif denken.

Kräftig leuchtendes Kirschrot macht neugierig auf das, was die Nase wahrnehmen wird. Fruchtige Kirsch- und Beerenaromen mit einem dezenten Hauch  frischer Minze erinnern ein wenig an das berühmte Kracherl, den etwas reiferen Semestern sicherlich noch in guter Erinnerung.

Der Gaumen freut sich, denn die Fruchtigkeit und die Frische bleiben präsent. Sehr angenehm und ausgewogen präsentiert sich auch der Abgang. Der Nachklang versprüht Charme und die Gewissheit, dass sich auch abseits vorgegebener Gewohnheiten viel Interessantes und Genüssliches finden lässt!


Es muss nicht immer Wein sein!

Als besonders interessanter Speisenbegleiter entpuppte sich Hausmarke 4 - Flanders Red aus der heimischen Biermanufaktur, Brauwerk. Dieses edelsaure Bier wurde hier erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und wird innerhalb der nächsten Wochen auch im Handel erhältlich sein. Seine kastanienbräunliche Farbe lässt die Vermutung zu, einen Begleiter für Fleischgerichte vor sich zu haben. Die maischig - malzigen Noten mit floralen Anklängen und einer Art mineralischer Frische bestätigen die Wahrnehmungen der Nase. Am Gaumen dominiert Fruchtigkeit, die von angenehmer Säure ummantelt wird. Der Abgang präsentiert sich harmonisch rund mit ein paar charmanten Ecken und Kanten. Der Nachklang sagt, "bitte ein Rib Eye, medium und noch ein Glas Hausmarke 4"



Zweifelsfrei entpuppten sich diese beiden Biere als angenehme Überraschungen mit dem Potential, ein Abendessen zu einem genüsslichen Dinner werden zu lassen.


Liebe LeserInnen, gönnt Euch dieses genüssliche Vergnügen und taucht ein, in die Welt der Bierkultur ...