Dienstag, 20. Oktober 2015

Der etwas andere Grüne Veltliner aus dem südlichen Weinviertel


Rudolf von Habsburg - Grüner Veltliner 2013
Weingut Müllner, Jedenspeigen/Weinviertel

Bezüglich Namensgebung und Idee zur Entstehung dieses Weins, bedarf es einer kurzen Erklärung.
Mit Rudolf von Habsburgs Sieg über Ottokar von Böhmen, in der Schlacht von Jedenspeigen und Dürnkrut im südlichen Weinviertel, begann die 700 jährige Herrschaft der Habsburger. In Würdigung der Habsburg Dynastie und ihrer lang andauernden Herrschaft, entschlossen sich neun Winzer aus Jedenspeigen, einen besonderen Wein zu kreieren. Der Weinviertler Parade-Rebsorte und der Habsburgischen Regentschaft gerecht werdend, entschloss man sich einen langlebigen, potentialreichen Grünen Veltliner der besonderen Art zu keltern.

Einer dieser neun Betriebe ist das Weingut Müllner, dessen Habsburg Veltliner des Jahrgangs 2013 zur Verkostung gereicht wurde.


Eine sehr repräsentative Aufmachung 

Die Präsentation dieses Weins lässt die Erwartungshaltungen ziemlich hoch ausfallen. Bereits die exklusive Holzkiste mit Tiefprägeaufdruck macht neugierig. Die darin befindliche, mächtige Burgunder Flasche macht die Neugierde und das Verlangen, diesen Wein endlich verkosten zu dürfen, noch größer. Ist dieser Wein tatsächlich so großartig, wie seine Aufmachung?


Es muss nicht immer pfeffrig sein

Das leuchtend kräftige Strohgelb und die Schlieren am Glasrand lassen bereits erahnen, dass es sich wohl eher um einen opulenten Wein handeln muss. In der Nase eher burgundisch, denn typisch Veltliner, was in diesem Fall aber verständlich ist, denn mit 14 vol. % Alkoholgehalt aus hochreifem Traubenmaterial alter Rebstöcke, gibt es kein frech, fruchtig, pfeffriges Geschmacksmuster. Die angesprochenen Burgundernoten vermischen sich mit reifen gelben Früchten, etwas Kräuterwürze, einem dezenten Hauch Vanille und passenden Röstaromen. Luft, Luft und nochmals Luft, was bedeutet, nach zirka fünf Minuten im Glas präsentiert sich das anfangs mächtige Aroma doch sehr anmutigend, kompakt und fein verwoben. Am Gaumen dicht, mit kräftiger Grundstruktur, merklicher Holzaromatik und gut passendem, dezentem Säuregerüst. Der Abgang ist nicht nur sehr lang, sondern potentialreich, breit und wuchtig, mit einigen Ecken und Kanten, welche die Jugendlichkeit dieses Weins bestätigen. Der Nachklang ist durchaus gefällig und gibt auch zu verstehen, "dekantieren, eine Stunde warten, Kostvorgang wiederholen"! Dieser inneren Stimme gehorchend, hört man förmlich das siegreiche Auftreten der Habsburger, gefolgt von Würde und Elegance.

Der Wein hat beginnende Trinkreife und sollte zurzeit vor dem Genuss unbedingt gut belüftet werden. Sein sehr gutes Entwicklungspotential wird diesen Wein in den nächsten Monaten und Jahren zu einem mächtigen, eleganten Trinkerlebnis machen, eben kein gewöhnlicher Wein, sondern ein Habsburger.


Fazit: Ich gebe zu, kein hundert prozentiger Freund merklichen Holzausbaus zu sein und ich  bevorzuge bei sortenreinen Weinen auch sortentypische Stilistik. Aber es gibt sie eben, diese berühmten Ausnahmen zu denen auch dieser Grüne Veltliner zählt. Sein Charakter und seine Stilistik vermitteln ziemlich eindrucksvoll die Botschaft des Winzers, die besagt, Veltliner ist eine äußerst vielfältige Rebsorte, die nicht immer klassisch ausgebaut sein muss, um zu gefallen.