Samstag, 12. Dezember 2015

Atzenbrugger Schlosswein - Grüner Veltliner 2014


Ein Gemeinschaftswein mit Terroir und Finesse


Die kleine, im Tullnerfeld liegende, Marktgemeinde Atzenbrugg mit ihren 2.700 Einwohnern hat selbstverständlich auch ein Schloss, sonst gäbe es wohl keinen Atzenbrugger Schlosswein. In diesem Schloss befinden sich ein bedeutendes Schubertmuseum und ein Restaurant mit vorzüglicher Küche. Das alleine wären bereits genügend Gründe für einen Schlosswein.



Die junge Winzergemeinschaft S. A. M. hat allerdings eine viel passendere Begründung für die Vinifizierung ihres Schlossweins.
Die fünf Kilometer entfernte, kleine Weinregion Trasdorf - Hütteldorf (Weinbaugebiet Wagram) hat immerhin eine Gesamtrebfläche von 80 Hektar. Vorwiegend werden hier einfache Weine für die zahlreichen Heurigenbetriebe gekeltert. Bodenbeschaffenheit und klimatische Bedingungen eignen sich allerdings auch zur Vinifikation wesentlich hochwertigerer Weine mit Körper und Charakter. Daher fassten Siegfried Resch aus Moosbierbaum, Andreas Krbec aus Hütteldorf, und Matthias Altmann aus Trasdorf den Entschluss, solche Hochwertigkeit in Flaschen zu füllen und als Schlosswein zu vermarkten.

In diesem Artikel ist zwar der Schlosswein der Headliner, der selbstverständlich anschließend auch beschrieben wird. Allerdings würde es diesen Wein ohne diese drei kreativen Nebenerwerbs-Jungwinzer gar nicht geben. Über ihre persönlichen Grundsätze und ihre Einstellung zum Weinbau werde ich noch ausführlich berichten. Den Anfang wir Matthias Altmann machen, den ich vor einigen Tagen in seinem Betrieb besuchte.


Aber nun zum Schlosswein, der so viel Charakter zeigte, dass ich vor Freude beinahe wie ein Schlosshund heulen musste:

Klares, leuchtendes Strohgelb mit goldenen Reflexen und langsam verlaufende Schlieren am Glasrand sorgten für Vorfreude auf das, was die Nase erleben würde.

Vielschichtig und extraktreich war die erste Rückmeldung, danach breiteten sich dezente Apfelaromen mit etwas Steinobst aus und plötzlich war es da und spielte eindrucksvoll mit, das berühmte Pfefferl, das einem Grünen Veltliner seine Persönlichkeit verleiht. Vielschichtig, würzig und fein verwoben, sagte die Nase.

Dieser Eindruck wurde auch am Gaumen vermittelt. Mit sehr guter Gesamtstruktur, knackig, perfekt passendem Säuregerüst und viel Veltliner Charakter hielt der Gaumen das, was die Nase versprochen hatte.

Der Abgang gestaltet sich finessenreich, kompakt und filigran zugleich. Die sehr gute Länge hinterläßt einen beeindruckenden würzigen, sehr trinkanimierenden, Nachklang.

Obwohl die augenblickliche, mittlere Trinkreife viel Freude bereitet, sollte das noch vorhandene Potential nicht unbeachtet bleiben. Dieser Wein wird sich innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre zum Schlossherren entwickeln und so manchen großen 2014er Grünen Veltliner klein wirken lassen.


Fazit: Diese drei Burschen, wissen, wie’s geht und wie ein Grüner Veltliner sein soll!



Verkostungsnotiz vom 07.12.2015