sind möglicher Weise zwei "Minderheiten" daran beteiligt
Ein Teil dieser Minderheiten ist ein gewisser Erich Machherndl aus Wösendorf in der Wachau, seines Zeichens liebenswerter Sturschädl, begnadeter Weinbauer und vor allem Wein- und Rebsorten- Versteher. Er geht (fast) immer SEINEN EIGENEN Weg und letztendlich erweist sich diese Gangart als großartig.
Den zweiten Teil bildet eine Rebsorte, die mit 0,7% der gesamten Anbaufläche in Österreich, alles andere als eine Hauptrolle spielt. Die Rede ist vom Ruländer, besser bekannt als Grauer Burgunder, der hauptsächlich am Neusiedlersee und in der Steiermark angebaut wird. In der Wachau kann man da schon eher von Rarität sprechen. Die Machherndls keltern diese Rarität zu einer bemerkenswerten, manchmal sogar zur einer außergewöhnlichen, Besonderheit.
Ja, man merkt’s, der Genuss Autor steht auf Grauburgunder - auf richtig kräftige. G’schmeidig und ausdrucksstark müssen sie sein und gut gereift, wie dieser …
- Grauer Burgunder Postolern - Smaragd 2006
Einige LeserInnen werden sich jetzt denken, "der spinnt wieder mal, 2006 das kann wohl keine Offenbarung sein". Ich weiß, ein Großteil anerkannter Weingurus attestierten dem 2006er Jahrgang keine große Zukunft. Aber nicht nur ein Erich Machherndl darf sich die Eigenschaft Sturschädl umhängen, auch ich gehöre dieser Spezies an und nehme daher nicht immer den Weg der Mehrheit.
Ich war von Beginn an überzeugt, dass sich die meisten 2006er prächtig entwickeln werden. Umso größer war meine Freude als Erich den 2006er Postolern Smaragd als gereiften Wein für eine Burgunder Verkostung zur Verfügung stellte. Mit Abstand der älteste Wein dieser Verkostung und mit Abstand auch der begehrteste, weil eben nicht alltäglich.
Kräftiges Goldgelb mit honigfarbenem Schimmer. Wird das Glas geschwenkt entstehen leuchtende Kupferreflexe, die sich allmählich in den sehr gemächlich abfließenden Schlieren verlieren. Dem Reifegrad entsprechend eine Spur farbintensiver, aber keines Wegs oxidativ verfärbt.
Duftspiel mit Elegance und Finesse
Absolut reintönige Nase, ohne störende Altersnote. Im Gegenteil, den VerkosterInnen offenbart sich ein verführerisches Duftspiel. Reife Birnen, Trockenobst und ein Hauch Honig verschmelzen zu einer gut strukturierten Harmonie mit jugendähnlichem Charakter. Eben gut gereift und nicht gealtert!
Unwiderstehlich charmant am Gaumen
Auch am Gaumen breitet sich dieser elegante Fruchtkörper eindrucksvoll aus. Dabei fehlt es weder an Finesse noch an Elegance. Ein absolut stimmiges Geschmackserlebnis, geprägt von Extraktreichtum mit dezenter Restsüße, eingebettet in ein perfekt passendes Säuregerüst. Jeder noch so hartnäckige Versuch den Kostschluck zu spucken wird unweigerlich zunichte gemacht.
Abgang mit Göße und trinkanimierendem Nachklang
So manchen langen Abgang wünschte ich mir oftmals etwas kürzer, weil er zickig und rau ist. Ganz anders bei diesem Wein! Rund und harmonisch, gefühlt ewig lang - so der erste Eindruck. Da klebt nichts am Gaumen, kein zuckriges Gekratze, kein Säurezwicken oder plumpe Ecken - einfach nur perfekter Trinkfluss mit einem Nachklang der ewig in bester Erinnerung bleibt. Auch eingeschworene Jungweintrinker konnten ihre Begeisterung für diesen Wein nicht verbergen.
Trinkreife mit Potential
Obwohl man bereits mit optimaler Trinkreife verwöhnt wird, wäre noch immer genügend Potential für die nähere Zukunft vorhanden. Wohl gemerkt, die Betonung liegt auf "wäre", denn dieser Freudenspender ist längst ausverkauft …
Zum Abschluss, DIE treffende Wein-Kurzbeschreibung
Du trinkst den Grauen Burgunder Postolern - Smaragd 2006 an einem tristen, nebelverhangenem, stressigen Montag und plötzlich wird daraus ein sonniger, stressfreier Sonntag. Was sag’ ich, 14 Tage Urlaub werden d’raus …
Verkostungsnotiz vom Jänner 2017