König der Weine
Dieser
Spruch ist nicht auf meinem Mist gewachsen, aber ich stimme dieser Aussage voll
und ganz zu. Riesling ist eine der vielfältigsten Rebsorten mit unverkennbarem
Charakter; und lange Zeit war's eben nur der Wein der Könige.
Wer
sich mit Riesling erst einmal intensiver beschäftigt hat, weiß über den
Facettenreichtum dieser Sorte Bescheid. Klingt komisch, ist aber so, keine
andere Rebsorte kann derart viele "Gesichter" zeigen und trotzdem
seinem ursprünglichen Sortencharakter treu bleiben. Sowas kann eben nur ein
König! So schaut's aus, basta!!!
Ein bisserl was Wissenswertes
Mit rund 40.000 ha Anbaufläche weltweit zählt Riesling keines
Falls zur quantitativen Masse. Dafür ist seine Qualität umso beachtlicher. Aufgrund
seiner Hochwertigkeit wird er mittlerweile fast überall auf der Welt angebaut.
Riesling ist in Asien genau so zu finden, wie in Australien, Neuseeland und Südafrika.
Auch in den USA wird Riesling sehr geschätzt und daher auch seit Jahrzehnten
ausgepflanzt.
In den US-Anbaugebieten Kalifornien, Oregon, Washington und
Kanada hat diese Rebsorte große Tradition. Speziell die Kanadischen Rieslinge
sind von großartiger Qualität, was möglicher Weise daran liegt, dass sich an
den Ufern des Lake Ontario einige Winzer aus Österreich ansiedelten, die dem
König der Weine die gebührende Aufmerksamkeit zuteil werden lassen.
Deutschland, DIE Riesling Nation
Folgendes von sich zu geben fiel dem Ösi Schreiberling nicht
wirklich leicht. Aber was soll's, den Tatsachen ins Auge sehen, heißt's und
Deutschland ist nun mal DIE Riesling
Nation, daran gibt's nichts zu rütteln!
Knapp 23.000 ha Rebfläche, von insgesamt 103.000, sind
hier mit Riesling bepflanzt; die weltweit größte Anbaufläche! Nirgendwo sonst
weist Riesling eine größere Aromen- und Geschmacksvielfalt auf. Die Palette
reicht von leichten Mosel-Rieslingen, über spritzig frische Rheinhessener, feinstrukturierte
Rheingauer, bis hin zu den füllig knackigen Pfälzern. Aber auch die erdigen
Franken und die knackigen Württemberger sind nicht zu verachten, auch sie
sorgen für großartiges Trinkvergnügen.
Halloooooo, geht's noch!
Wieso sagt der Ösi Schreiberling nichts zu seinen
heimischen Rieslingen?
Na weil das doch eh alle wissen, "Österreichische
Rieslinge sind sowieso WELTKLASSE und schifoan könn'ma a vüüü bessa"!
Anspruchsvoll und anspruchslos
zugleich
Riesling ist widerstandsfähig und robust wie kaum eine
andere Rebsorte. Gleichzeitig stellt er aber hohe Ansprüche an seine Lage. Im
Spätherbst benötigt er viel Zeit und Wärme, um sich optimal entwickeln zu
können. Daher wird in Österreich und Deutschland mit der Rieslinglese meistens erst
zwischen Anfang Oktober und Mitte November begonnen.
Im Gegensatz zum hohen Anspruch an seine Lage, ist jener
an den Boden eher gering. Auf kargem Untergrund fühlen sich die Trauben so
richtig wohl. Leicht erwärmbare Urgesteinsböden eignen sich perfekt für die
Auspflanzung, aber auch Löss und Lehmböden sorgen für diesen unverkennbaren
Sortencharakter.
Sind in einer flussnahen Weinbaugegend Steillagen mit
steinig sandigen Böden und terrassenförmig angelegten Weingärten zu sehen, kann
man ziemlich sicher davon ausgehen, dass hier Riesling wächst.
Königlich
auch die Aromenvielfalt
Je nach Lage,
Erntequalität und Art der Vinifizierung bietet diese Sorte eine enorme
Bandbreite an Fruchtaromen. Das reicht von Äpfel- und Zitrusanklängen, über Birnennoten
bis hin zu Steinobsttönen (hauptsächlich Weingartenpfirsiche und Marillen). Bei
halbtrockenen und edelsüßen Weinen kann es auch in Richtung Ananas, Ringlotten,
Mandarinen, Feigen, Datteln, Quitte und Rosinen gehen. Aber auch Aromen von
Stachelbeeren, Brombeeren, Johannisbeeren, Honigmelonen, Passionsfrüchten und Maracuja
sind keine Seltenheit.
Wenn's
verspielt wird lassen sich in so manchen Rieslingen Anklänge von Minze,
Zitronenmelisse und Zimt wahrnehmen. Sogar Kastanien, Nüsse jeglicher Art,
Honig, Marzipan, Karamell, Rosenholz, Heu und Wildkräuter spielen in den
Aromagärten mit.
Auf
Urgesteinsböden gepflanzt, entwickeln sich auch mineralische Noten, wie Schieferduft
oder Feuer- und Kieselstein.
Manchmal
werden Rieslinge auch in Barriques (225 Liter Fässer) ausgebaut. Da wird's dann
mit Banane, Kokosnuss und Vanille, eher exotisch. Interessant, aber nicht bei
allen WeingenießerInnen beliebt.
Gereifte
Rieslinge haben eine weitere, sehr charakteristische Note, den Petrolton!
Ein
wahrer Rieslingfan wird bei einem 20 jährigen Spitzengewächs ins Jubeln
geraten. Da kann es schon mal Vorkommen, dass Außenstehende nicht begreifen
weshalb da einer laut von sich gibt, "wooow, geil, wie a Hazökaunl
(Heizölkanne), geh leck, bist du deppat, a Haumma (Hammer)", und dabei
eventuell auch noch in Extase gerät.
Abschließend noch etwas sehr Wichtiges!
Riesling
und Säure gehören genau so zusammen, wie warme Kleidung und die kalte Winterszeit.
Wie gekonnt Rieslingwinzer mit Säure und Restzucker umgehen und damit spielen,
könnt ihr bei der etwas anderen Riesling Verkostung, am 17. und 18. Februar 2012 sebst testen ....