Dienstag, 17. Juni 2014

Standard oder kulinarische Niederlage?

Neulich begleitete ich meine Mutter bei ihrer Suche nach einem bequemen Relaxstuhl in einige Möbelhäuser. Sie ist eine ältere Dame und soll sich schließlich nicht irgend einen teuren Ladenhüter andrehen lassen, der dann doch nicht ihren Vorstellungen entspricht.

Der passende Stuhl war ziemlich rasch gefunden und weil ich so geduldig und hilfreich agierte, lud mich meine Mutter zum Essen ins hauseigene Restaurants eines bekannten Möbelhauses ein.


Diese Einladung konnte ich nicht ablehnen, auch wenn derartige "Restaurants" nicht zu meiner persönlichen ersten Wahl zählen. Schließlich wollte sich meine Mutter damit bei mir nur bedanken. Außerdem war es bereits fünfzehn Uhr und so blieben mir die Hauptspeisen vom Buffet sowieso erspart. Was sollte da noch schief gehen, ein Salat vom Buffet und alles ist gut?!?


Da gab es Wurstsalat, Schwarzwurzelsalat, Mexico-Salat, Karottensalat, Krautsalat und vieles mehr.

Insgesamt gesehen, eine schöne Auswahl, welche ich auf Schwarzwurzel-, Kraut- und Schafkäsesalat beschränkte. Prinzipiell eine gute Wahl für ein leichtes Mahl zwischendurch. Eventuell noch ein wenig Olivenöl und Balsamessig zur geschmacklichen Verfeinerung ...

Allerdings handelte es sich beim angebotenem Olivenöl leider um billiges "Oliventresteröl", welches noch dazu in einer ziemlich abgeschmierten Originalflasche angeboten wurde und auch der "Balsamico" gehörte zur Klasse der sehr essigstichigen Sauermacher. Auf's "Kräuter-Knoblauch Dressing" konnte ich problemlos verzichten, denn es handelte sich um Fertigware, die mit einer gehörigen Zusatzportion Knoblauch aufgebessert wurde. Na gut, dann eben nicht!

Meine persönliche kulinarische Enttäuschung wurde mit dem ersten Bissen Schwarzwurzelsalat eindrucksvoll fortgesetzt. Ziemlich geschmackloses Dressing mit Konservierungsnote. Herkunft und Markenname waren für mich eindeutig erkennbar. Dieses Zeug - es Schwarzwurzelsalat zu nennen, wäre eine glatte Themenverfehlung - kam direkt aus seiner Konserve in ein Behältnis der Saladette. Der Schafkäse war schlicht und einfach keiner, sondern irgend ein billiger Kuh-Salzlakenkäse. Aber immerhin waren Paprika, Gurken und Tomaten frisch(!) und knackig(!). Dafür stammten die schwarzen, entsteinten Oliven einer Billigdose und außer Bittergeschmack hatten sie kein Aroma. Der Krautsalat verdiente sich das Prädikat "mies", auch er kam direkt aus der Konserve in die Saladette.

Beinahe alle Salate stammten aus der Kategorie "Essfertigprodukt" und so wie es aussieht hat sich bis dato niemand vom Küchenmanagement Gedanken darüber gemacht, ob man diese Produkte nicht zumindest etwas verfeinern sollte, bevor sie dem Gast angeboten werden.

Es ist absolut verständlich, dass Restaurants dieser Art mit Fertigprodukten arbeiten, um damit Arbeit und Personalkosten einzusparen. Aber Salate, welche zum täglichen Angebot gehören, sollten auch in solchen Restaurants frisch zubereitet oder zumindest verfeinert werden und auch etwas hochwertigere Öle und Essige, so wie hausgemachte Dressings bedeuten nur geringe Mehrkosten.

Liegt es am nicht vorhandenen Geschmacksempfinden der meisten Besucher, was ich zu bezweifeln wage, oder liegt es an daran, dass die meisten Gäste aus Freundlichkeit keine negative Kritik von sich geben, oder liegt es sogar an einer möglichen Ignoranz der Geschäftsleitung?

Fazit: Meine Erwartungen an einen Gastronomiebetrieb sind immer an jenen Standard angepasst, der vom Betrieb versprochen wird, also erlaube ich mir, in diesem Fall zu sagen, dass es sich um eine kulinarische Niederlage handelte!