Mittwoch, 20. August 2014

Zukunftsvision mit Zielorientierung - Massentourismus ?


"Seewirt - Gasthof Zauner" in Hallstatt

Fassade 2011

Seit vielen Jahren verbringe ich im Sommer regelmäßig zwei bis drei Tage in Hallstatt beim Zauner. Ich freue mich immer wieder auf das gemütliche Ambiente, das nette kleine Zimmer mit Einrichtung aus Zirbenholz, den romantischen Balkon mit dem herrlichen See- und Bergblick und natürlich auf den obligaten Restaurantbesuch mit Zauner’s Grillspezialitäten und den passenden Weinen. Ja, darauf freue ich mich bereits Monate im Voraus.

Ich kenne bereits alle Bilder und Fotos, die überall an den Wänden hängen, aber beim Hochgehen über die knarrenden Holztreppen sehe ich mir diese immer wieder gerne an, denn es ist die Geschichte der Familie Zauner, in Wort und Bild. Sie haben die Welt bereist, Gipfelsiege errungen, unzählige Gewässer betaucht, vielen Menschen die Bergwelt näher gebracht und nicht zu vergessen, sie haben sich auch viele kulinarische Inspirationen aus aller Welt geholt.

Der Seewirt, ein traditionsreicher Betrieb mit Charme und 3-Sterne Status, einem urig, liebevoll gestaltetem Restaurant, mit ausgezeichneter Küchenleistung und dem stets gut gelaunten Chefehepaar Sepp und Heidi Zauner.

Auch meine Partnerin pflichtet dieser kurzen Betriebsbeschreibung voll und ganz zu. Sie lernte den Seewirt vor fünf Jahren kennen und war von der ersten Stunde an ein echter Seewirt Fan.

Gerne würde ich an dieser Stelle schreiben "an all diesen Traditionen und Erinnerungen hat sich bis heute nichts geändert", aber leider ist es nicht ganz so!


Fassade "neu" 2014
Sepp und Heidi Zauner wollten sich bereits vor einigen Jahren aus dem operativen Geschäft zurückziehen und in den wohlverdienten Ruhestand treten. Nach vielen möglichen Optionen, welche anscheinend alle nicht in ihrem Sinn waren, verwüstete Mitte 2013 auch noch das Hochwasser des Mühlbachs Teile des Hauses, was eine Sanierung unbedingt erforderlich machte.




Nun erstrahlt der Seewirt - Zauner in neuem Glanz oder besser gesagt, im aller modernsten Glanz unter der Leitung eines "Viererteams", unter anderem mit Sepp und Heidis Sohn, Josef Zauner.

Die Salzbar, modern mit Business Charakter
Auf den ersten Blick, vom Marktplatz aus betrachtet, hat sich nicht viel geändert. Steht man jedoch unmittelbar vor dem Haupteingang, erkennt man als langjähriger Stammgast dieses Haus nicht wieder. Wo früher private Räumlichkeiten und das Büro angesiedelt waren, befindet sich jetzt die "Salzbar", gediegen und sehr modern. Lounche-Charakter mit Naturstein und Holz; sehr schön, aber dieses Ambiente würde eher zu einem Business Hotel mit Alpen Flair passen, als in einen Ort mit siebentausendjähriger Kulturgeschichte.

Wir haben dieses Jahr den Seewirt zwar nicht als unsere Bleibe gewählt, da aufgrund des neuen Glanzes auch die Zimmerpreise kräftig angehoben wurden, aber wir ließen es uns nicht nehmen, ein Abendessen auf der Veranda des Restaurants zu genießen.

unverändert gemütlich, Restaurant und Veranda
Angesichts der massiven Veränderungen im Erdgeschoss und des modern gestalteten Treppenhauses aus Naturstein (ohne der Eingangs erwähnten Bilder) befürchteten wir, dass auch das Restaurant Opfer massiver Änderungen geworden sein könnte. Zum Glück nicht, hier wurde wirklich nur renoviert und der charmante Stil beibehalten. Beide Gasträume präsentierten sich im alt gewohnten Stil, mit dem typischen Zauner Flair und auch die Veranda ist glücklicher Weise keinen baumeisterlichen Kreativitätsentgleisungen zum Opfer gefallen.


perfekte Küchenleistung wie eh und je


Die Küchenleistung war ausgezeichnet, wie all die Jahre zuvor, da hatte sich zum Glück ebenfalls nichts geändert. Etwas ärgerlich waren die in der Karte teilweise falsch angeführten Weinjahrgänge, was sich aber durch entsprechende Auskünfte unseres Kellners sehr bald in Wohlgefallen auflöste. Speisen, Wein und unser Kellner haben sich wieder großes Lob verdient.


Einen fetten Minuspunkt haben sich die neuen Betreiber verdient; wortkarg, schmählos und teilweise sogar überheblich. Womöglich sind sie alle echte Wirtschaftsgenies, die leider nicht wissen was einen Wirt ausmacht, ohne Feingefühl für Stammgäste und Gäste aus denen solche noch werden könnten. Es könnte aber auch sein, dass ihre Kalkulation nur auf dem Faktor Massentourismus aufgebaut ist.

Zum Glück hatten wir ein nettes Gespräch mit dem Seniorchef Sepp Zauner, sonst hätten wir keinen Grund gesehen, nach dem Essen an der Theke bei Schnaps und Kaffee zu verweilen. Ob Sepp all diese Neuerungen glücklich machen, wage ich persönlich zu bezweifeln ....


Fazit:

± Ein Stammgast, der das alte Haus kennt, wird die verträumte Urigkeit und den Charme vermissen.

Das neue Führungsteam erweckt einen unkoordinierten Eindruck, mit fehlender Freude an der Gastronomie.

+ Das Restaurant ist aufgrund seiner Küchenleistung und seines Charmes noch immer eine lange Anreise wert.



(war im August 2014 noch nicht aktualisiert)