Mittwoch, 11. März 2015

Up & Down - drei Tage in der Mozartstadt Salzburg


Die Sache mit dem Preis und der Leistung


Für viele Reisende ist Salzburg die schönste unserer neun Landeshauptstädte, und das nicht nur wegen seiner kulturellen Vielfalt. Es ist unbestreitbar, der Mix aus alpenländischer Idylle, historischem Flair und urbaner Moderne, übt eine ganz besondere Anziehungskraft auf Menschen aus aller Welt aus.

Die Dichte gastronomischer Betriebe ist dementsprechend groß und alle sind sich einig, wenn es um die Vermarktung geht. Lage mit Fernblick, Mozarts Geschichte und die sagenumwobene Bergwelt, irgend etwas davon, muss für Werbezwecke herhalten. Das ist in Ordnung und auch verständlich. Weniger verständlich sind die stark unterschiedlichen Auffassungen bei der Preisgestaltung. Auch wer touristischen Informationen nicht ganz hilflos ausgeliefert und halbwegs ortskundig ist, kann Überraschungen jeder Art erleben.


Das erste Märzwochenende wurde zum Salzburgwochenende, ohne vorab geplante Restaurantbesuche, da der Reiseschwerpunkt Freundschaftsbesuchen gewidmet war.

Nach unserer Ankunft in den frühen Abendstunden waren wir nicht in großartiger Ausgehlaune, daher besuchten wir ein Lokal nahe unserem Quartier, die Bar Roque im Wyndham Grand Hotel.

Ich kenne dieses Lokal bereits seit einigen Jahren, die Küchenleistung ist nicht aufregend, aber das was geboten wird, war bisher meistens gut. Hier ist die Qualität anscheinend sehr stark von der Laune des Küchenteams abhängig.

Die Laune schien an diesem Abend nicht besonders großartig gewesen zu sein, denn der Caesar’s Salad war so gut wie gar nicht mariniert, das Pastagericht war klebrig und schmeckte eher fade, aber keines Falls nach dem was es sein sollte. Der Bar Roque Burger war laut Aussage unseres Begleiters sehr gut. Da unsere Erwartungshaltungen nicht hoch waren, beließen wir es dabei, dass wir hier schon Besseres bekamen.

Fazit: Preis und Leistung bekommen ein fettes Minus, denn zwei Salate, ein Pastagericht, ein Burger, drei Gläser Bier und drei Gläser Wein für knapp 100 Euro, das passt nicht, schon gar nicht angesichts der mangelnden Qualität!

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°

Der Folgetag stand ganz im Zeichen eines Altstadt- und Festungsrundgangs, da wir einer Bekannten Gesellschaft leisteten, die zuvor noch nie in Salzburg war. Ein Besuch der Cafe Konditorei Fürst am Mirabellplatz - Erzeuger der Original Salzburger Mozartkugel -  war daher Pflicht.

Wenn man schon hier ist, sollte man sich auch Kaffee und Torte gönnen. Egal wofür man sich entscheidet, es schmeckt und die Qualität passt. Auch der Kaffee ist gut, allerdings sollte man bei einem Cafe Latte keinen Wert auf die Optik legen, denn es wird ein Milchkaffee im Glas serviert und auch die Melange konnte optisch nicht überzeugen, leider kein kompakter Milchschaum, sondern "Bläschenschaum". In positiver Erinnerung blieb der Ristretto Doppio, wie gewünscht sehr kurz, mit ansehnlicher Crema und großartigem Aroma.

Fazit: (Milch)Kaffee in traditioneller Kaffeehausqualität, sehr gute Torten und Kuchen, Preis und Leistung passen, ein Besuch lohnt sich in jedem Fall.



Das Abendessen wollten wir in einem Mittelklasse Restaurant zu uns nehmen, nur ein paar Gehminuten vom Hotel unserer Bekannten entfernt. Die Wahl fiel auf das Restaurant Stadtkrug in der Linzer Gasse, welches auch mir nur namentlich bekannt war.

Wir waren zu dritt und sehr gespannt, was uns erwarten würde. Im Eingangsbereich wurde auf die Hochwertigkeit aller verwendeten Grundprodukte hingewiesen, ausschließlich aus der Region, von Bio-Betrieben und es würde alles frisch zubereitet werden. Das klang vielversprechend und unsere Vorfreuden waren dementsprechend hoch.

Unsere Erwartungshaltungen wurden zur Gänze erfüllt und teilweise sogar übertroffen. Die kräftige Rindsuppe mit einem großen Stück Fleischstrudel darf ruhigen Gewissens als vorzüglich bezeichnet werden. Die Kohlrabicreme Suppe konnte ebenfalls überzeugen. Zum Hauptgang wählten wir das empfohlene Rib Eye Steak von der Jungkalbin und für Schweinsmedaillons aus der Tageskarte.

Das Steak, auf den Punkt gebracht, war beinahe unbeschreiblich zart und zerging förmlich auf der Zunge, die Braterdäpfel knackig und doch weich und das Gemüse bissfest - perfekt.

Die Medaillons waren ebenfalls äußerst zart, man hätte sie ohne Messer, nur mit der Gabel teilen können. Raffiniert und harmonisch gewürzt, Bandnudeln und Pilzsauce passten perfekt dazu - wahrlich eine Gaumenfreude.


Für das Dessert, Mascarpone-Schaumnockerl mit Waldbeer-Rotweingelee, entschieden wir uns aus reiner Neugierde, denn genau genommen waren wir bereits satt. Unsere Neugierde wurde belohnt, denn das Dessert mundete ebenfalls.



Als weitere, sehr angenehme Überraschung, entpuppte sich die Rechnung, inklusive Wein und Wasser wurden uns 87 Euro berechnet.

Fazit: Top Preis- Leistungsverhältnis, sehr nettes und kompetentes Personal, familiäre Atmosphäre, absolut empfehlenswertes Restaurant mit sehr guter Küchenleistung.

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°


Am letzten Tag zog es uns auf den Mönchsberg, wo wir im Restaurant M32, im Museum der Moderne, einen kleinen Lunch zu uns nehmen und die herrliche Aussicht auf der Terrasse genießen wollte. Das Wetter entsprach voll und ganz dem, was man sich unter Terrassenwetter vorstellt, aber die Terrasse war leider nicht in Betrieb. Etwas verwunderlich, da die Nachfrage groß gewesen wäre, aber kein Grund ein anderes Lokal aufzusuchen, denn durch die riesige Glasfront konnte man auch im Lokal den Ausblick genießen.

Ich kenne das M32 seit seiner Eröffnung und war bis vor einigen Jahren hier mehrmals zu Gast und immer zufrieden. Nach knapp 5 Jahren M32 Abstinenz war ich richtig erfreut, meinen beiden Begleiterinnen, dieses Lokal zeigen zu dürfen.

In fünf Jahren kann sich viel ändern, so wie hier. Leider hinterließ so manche Änderung einen dunklen Schatten in meiner Erinnerung.

Wir wurden beim Empfang freundlich begrüßt und da bis auf einen Tisch alles ausreserviert war, konnten wir nicht direkt an der Glasfront Platz nehmen. Die freundliche Servicedame entschuldigte sich förmlich für diesen Umstand, was ich als extrem nette Geste betrachte, und bat uns kurz zu warten, damit sie uns den Tisch neu eindecken konnte. Es dauerte keine zwei Minuten und wir konnten Platz nehmen.


Die beiden Damen bestellten Kaffee und ich ein Bier, da mir die Weinpreise übertrieben hoch kalkuliert erschienen. Meine Begleiterinnen bestellten beide Blattsalat mit eingelegtem Gemüse und Nüssen, für 13 Euro pro Portion.



Ich entschloss mich für das Wiener Schnitzel mit Preiselbeeren und Petersilerdäpfel, für 21 Euro, ein durchaus fairer Preis für ein echtes Wiener.


Wir waren ziemlich erstaunt als ein Kellner mit einem Brotkorb kam und Sekunden später eine Kellnerin mit meinem Schnitzel. Sie verschwand kommentarlos, ich saß mit meinem Schnitzel da und die Damen durften warten.

Knapp fünf Minuten später wurden die beiden Salate serviert. Die Kellnerin verschwand wieder kommentarlos, dafür erschien kurz danach jene Dame, welche uns den Tisch zugewiesen hatte und entschuldigte sich, dass wir unsere Speisen nicht zeitgleich erhielten. 

Zeitgerechtes Servieren scheint an diesem Tag wohl nicht wirklich funktioniert zu haben, denn von einem Nebentisch war zu vernehmen, dass man lange vor uns bestellt und noch immer nichts bekommen hätte. Das wurde von der platzanweisenden Dame damit entschuldigt, dass wir nur zwei Salate und ein Schnitzel bestellt hatten und das schneller ginge.

Zurück zu unseren Speisen: Laut Aussage meiner beiden Begleiterinnen schmeckte der Salat sehr gut, nach dem eingelegtem Gemüse mussten sie aber suchen. Letztendlich fanden beide je vier kleinste Stückchen Kürbis, alles andere war Salat plus drei Walnussstücke.

Da war ich wesentlich glücklicher, denn das Schnitzel schmeckte wirklich vorzüglich, die Panier war flaumig und knusprig, alles auf den Punkt gebracht. Bei der Zitrone handelte es sich um ein lieblos abgeschnittenes Scheibchen mit extrem viel Kernen, was bei dieser Restaurantklasse nicht der Fall sein sollte. Die Petersilerdäpfel waren innen mehr oder weniger roh, schmeckten auch noch fade und hatten wenig mit guten Petersilerdäpfel zu tun. Bissfest, alles recht schön und gut, aber nicht halb roh!

Die Rechnung für zwei Salate, ein Schnitzel, drei Kaffees, zwei Bier und Wasser betrug knapp 80 Euro!

Auf unsere Frage, wie man auf diese Summe gekommen wäre und was unter Gedeck (3 Euro pro Person) zu verstehen sei, wurde uns erklärt, dass es sich beim Gedeck um Tischwäsche und Besteck handle und man müsse diesen Betrag verrechnen, wenn Gäste speisen. Der zum Tisch gebrachte Brotkorb wurde ebenfalls mit 1,20 Euro berechnet, obwohl wir ihn nicht bestellt und auch nichts entnommen hatten. Wir hörten wieder eine entsprechende Entschuldigung, bekamen noch drei Gratisfahrten mit dem Aufzug, der in die Altstadt führt und bezahlten unsere Rechnung.


All diese Erklärungen und Entschuldigungen für diverse Eigenarten ließen einige Fragen offen:

- Weil man beim Essen in Österreich üblicher Weise entsprechendes Besteck verwendet und Tischplatten unter Tischtüchern versteckt werden, bekommt der Gast all das alles leihweise zur Verfügung gestellt und bezahlt dafür im M32 drei Euro Miete, die sich "Gedeck" nennt? Gebäck, Aufstriche oder ähnlich übliche Gedeck Zutaten, wie wär’s damit, das würde die 3 Euro rechtfertigen?

- Weil ein Brotkorb hübsch aussieht, wird dieser auf den Tisch gestellt und zwar ohne zu fragen ob er gewünscht wird oder nicht? Verrechnet wird der Brotkorb in jedem Fall, egal ob etwas entnommen wurde oder nicht, weil das im M32 so üblich ist?

- Das Personal ist so extrem freundlich und geduldig und noch dazu Weltmeister der Entschuldigungen, weil der Ummut des Gasts beschwichtigt wird? Wäre es nicht einfacher diese Unmutsgründe zu beseitigen, dann müsste sich das Personal nicht ständig für etwas entschuldigen, wofür es gar keine Schuld trägt?


Es ist kein großes Geheimnis, dass das M32 zu Sepp Schellhorns Gastroimperium zählt und dass er aufgrund seiner vielen Projekte und den damit verbundenen Aufgaben, nicht ständig in seinen Betrieben anwesend sein kann und es wird ihm vermutlich auch egal sein, wenn sich ein paar seiner Gäste beschweren, denn das entspräche der  Einstellung eines politisch engagierten "Gastro-Imperialisten".

Der Betriebsleitung des M32 muss ich in jedem Fall gratulieren, da sie sehr erfolgreich Stammgäste "züchtet", denen diese Art der Geschäftsgebarung anscheinend gefällt (ich will ja niemanden unterstellen blöd zu sein) und dass sie es anscheinend auch schaffen Negativkritiken, welche Touristen vom Restaurantbesuch abhalten könnten, rechtzeitig abzuwürgen.


Fazit: Sehr mangelhaftes Preis- Leistungsverhältnis, sehr freundliches, gut geschultes Personal, welches stets bemüht ist Unzulänglichkeiten plausibel zu begründen und auch im Entschuldigen perfekt ist. Die Küchenleistung ist zwar gut, aber keines Falls großartig, womit das Preisniveau begründet werden könnte. Ein toller Ausblick und Mittelmäßigkeit im Gesamten, genügen einfach nicht für eine Empfehlung!

°°°°°°°°°°°°°°°°°°°°


Abschließend sei noch erwähnt, dass ich mich zu den Fans diese Stadt zähle, da sie erstens einzigartig ist und in jeder Hinsicht viel zu bieten hat. Ich persönlich wollte über dieses Wochenende gar nichts berichten, da ich privat unterwegs war. Meine Partnerin konnte mich letztendlich dann doch überzeugen, dass ein "Genuss Schreiberling" quasi immer im Dienst ist.



Besucht Salzburg, es zahlt sich in jeder Hinsicht aus!

Euer Genüssliche Gedanken & mehr - Schreiberling