Wer entscheidet über Sieg oder Niederlage?
Eine einfach zu beantwortende Frage, deren einzig richtige Antwort nur Konsument, Kunde, Endverbraucher, oder wie auch immer man diese Gruppe benennen möchte, lauten kann. Ginge es bloß darum, wäre diese Geschichte auch schon wieder zu Ende bevor sie überhaupt so richtig begonnen hat. Eine Frage, eine richtige Antwort, passt doch?!
Na, ganz so einfach ist das auch wieder nicht. In der Schule hat sich unser Mathe Lehrer auch nur selten mit der richtigen Antwort allein zufrieden gegeben. Der wollte fast immer wissen wie man zur Antwort kam. Damals konnte ich vor der Lösungserklärung nicht flüchten, heute wollte ich es nicht mehr.
Ein Spiel mit sonnenklarer Rollenverteilung
Die Hauptdarsteller
im "Weinwirtschaftsspiel" sind ohne jeden Zweifel die Weinbauern. Logisch, ohne ihr Produkt gäbe es auch kein Spiel.
spielen unzählige Fachleute (Händler, Gastronomen, Berater und Journalisten) mit, zu denen sich auch meine Wenigkeit zählen darf. Ohne mir jetzt ins eigene Nest zu machen, wir nehmen uns ganz schön wichtig. Wir verkosten, wir bewerten, wir beurteilen, wir berichten. In Hochglanzmagazinen und Weinführern ist dann zu lesen und zu sehen welcher Winzer angesagt ist und welche Weine beinahe göttlich sind. Zugegeben, eine sehr wichtige Rolle im Spiel der Weinwirtschaft, denn schließlich steigt dadurch der Bekanntheitsgrad eines Betriebs, was auch die Nachfrage nach den edlen Rebensäften steigen lässt.
Sorry liebe Kolleginnen und Kollegen, Hauptrolle spielen wir aber keine. Wir sind eher die unverzichtbaren Statistinnen und Statisten oder von der wirtschaftlichen Seite aus betrachtet, die hilfreichen Assistentinnen und Assistenten.
Die verbliebenen Hauptrollen
werden von den wahren Entscheidungsträgern, den Konsumenten, übernommen. Sie bestimmen letztendlich über Sieg oder Niederlage. Ohne Zuspruch dieser Gruppe würden nicht nur die Lager der Weinbauern platzen, auch wir Fachleute würden in weiterer Folge ziemlich blöd dastehen. Obwohl ein Großteil aller Konsumenten behauptet sich mit Wein nicht wirklich auskennen, widerspreche ich dieser Aussage mit allem Nachdruck. Letztendlich zählt nämlich nur eine einzige Aussage, die allerdings nicht von der Fachwelt, sondern von den Konsumentinnen und Konsumenten kommt, "schmeckt oder schmeckt nicht!" Wirtschaftlich betrachtet hat diese Beurteilung mehr Aussagekraft als jede fachkundige Bewertung oder Beschreibung. Sie beinhaltet alle Vorgaben für eine verkaufserfolgsversprechende Weinstilistik.
Egal welches Feuerwerk an Aromen die Fachwelt riecht und schmeckt, egal wieviel geballtes Terroir sie in Begeisterung versetzt, egal welche Stilistik ihr missfällt, egal wie spannend und einladend sich eine Weinbeschreibung liest, Konsument und Konsumentin haben das letzte Wort. Wenn’s ihnen schmeckt zeigen ihre Daumen nach oben und wenn nicht, dann zeigen ihre Daumen bedingungslos nach unten, auch wenn es nicht immer öffentlich gezeigt oder ausgesprochen wird.
Logische Schlussfolgerungen
Konsumentin und Konsument sagen also "schmeckt oder schmeckt nicht" und entscheiden damit ob nur verkostet oder auch gekauft wird! Grund genug, einmal nicht nur die Fachwelt zu befragen, sondern ein Verkostungsteam Team zu bilden, welches ausschließlich mit Endverbrauchern besetzt ist.
Gesagt - getan
Eine verdeckte Verkostung mit Weinbewertung, ausschließlich für Weinfreunde, die mit dem Thema Wein beruflich NICHT verbunden sind.
Was dabei rausgekommen ist, was besonders gut schmeckte, was eher weniger und ob sich eine Kluft zwischen Fachwelt und WeinfreundIn ergab, das ist eine andere Geschichte …