König der Weine am Genuss
Prüfstand
Ultimativer Geschmackstest für 37
Rieslinge
zur Diashow "Riesling Verkostung" ☛☛☛ |
Ende Februar war es wieder so weit.
Wir, "Genüssliche Gedanken"
und "Culinary Press Service",
veranstalteten neuerlich eine dieser etwas anderen Weinverkostungen.
Ob die Rebsorte Riesling nun tatsächlich König der Weine ist oder nicht,
darüber könnte man lange diskutieren. Ich für meinen Teil stimme dieser Aussage
voll und ganz zu! In jedem Fall Grund genug 37 Sortenvertreter aus Österreich,
Deutschland und Frankreich an den Start zu schicken.
Die Bandbreite reichte von jugendlichen Fassproben bis zu etwas gereifteren
Semestern (bezogen auf die Rieslinge), von Leichtgewichten bis zu Granaten, von
extra trocken bis süss, vom klassischen Ausbau im Stahltank mit Reinzuchthefe
bis zum Fassausbau mit Spontangärung. Es war so ziemlich alles dabei, was diese
Rebsorte zu bieten hat.
An dieser Stelle
möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei allen Winzern und Händlern bedanken,
die ihre Weine an den Start schickten. Ein ganz großes Dankeschön gebührt Leo Quarda (Inh. Weinquellen), der nicht nur ein begnadeter Weinkritiker ist, sondern es auch
ermöglichte, zwei Elsässer an den Start zu bekommen. Danke nochmals für diese
Schmankerl!
Nicht wie's schmeckt, sondern ob's schmeckt; darauf kommt's an
Bis auf einige wenige Ausnahmen wurden alle Weine, die wir bei diesen
Verkostungen an den Start schicken, von der Fachwelt bereits mehrfach
verkostet, beschrieben und bewertet. Die hunderttausendste Beschreibung samt
angeblich neutraler Bewertung braucht mit Verlaub, keine Sau und schon gar
keine WeingenießerIn. Schließlich hat ihnen die Fachwelt bereits mitgeteilt,
wie’s riecht, was am Gaumen los ist und was, wie abgeht. Aber ob ihnen das auch
schmeckt, ist eine andere Frage und die können sich alle weininteressierten
Personen bei unseren Verkostungen selbst beantworten.
Überraschungen garantiert
Auch dieses Mal wurden alle Weine verdeckt gereicht. Wein, Betrieb und
weinspezifische Informationen wurden erst im Anschluss an die jeweilige
Bewertung bekannt gegeben, um unsere KosterInnen in keinster Weise zu
beeinflussen.
Geschmacksbewertung mit Schulnoten; der Sinn dahinter
In Worten ausgedrückte Geschmacksempfindungen wären zwar aussagekräftig
und manchmal auch amüsant zu lesen oder zu hören, aber aus Statements wie,
"na ja nicht schlecht",
oder "der schmeckt mir ganz gut",
oder "der ist super", oder
"wooow, traumhaft" oder
"brrrr, wtf", lässt sich
kein eindeutig definierbarer Mittelwert bilden. Bei drei oder vier
VerkosterInnen wäre das egal, aber bei 15 oder mehr, funktioniert die
Zusammenfassung verbaler Beurteilungen leider nicht mehr.
© Ben Leitner |
Daher werden von unseren Verkostungsteams Noten von 1,0 bis 5,0 vergeben.
Literarisch betrachtet wären gesammelte Wortmeldungen sicherlich wertvoller als
Zahlen, aber welche HändlerIn oder ProduzentIn könnte die notwendige Zeit
aufbringen, sich alle Notizen durchzulesen, um zu wissen was WeinkonsumentInnen
mögen und was nicht? Außerdem bestünde die Gefahr falscher Interpretationen,
denn "mmmhhhh, nicht schlecht"
kann viele Bedeutungen haben. Eine Note, vergeben von der jeweiligen Person,
ist dagegen klar definiert. Wichtig ist nur, dass sie den ganz persönlichen Geschmacksempfindungen
entspricht, unabhängig davon, was andere dazu sagen könnten.
Noten
ab 3,10 sind genau genommen nicht relevant, denn alles was sich in Richtung
genügend bewegt, genügt den anspruchsvollen KonsumentInnen eben nicht und ist
daher auch nicht wirklich erwähnenswert.
Mit 4 und 5 werden echte und
flaschenbedingte Weinfehler angesprochen. Kann passieren, passiert auch immer
wieder, sollte aber kein Grund sein, sich öffentlich das Maul zu zerreißen!
Einigkeit,
Ausreißer und interessante Erkenntnisse
Mittels
Pegelwein konnte sich das gesamte Team auf die folgenden Weine einstellen. Die
Bewertungen zeigten, dass dieser Wein, der gleichzeitig auch der erste in der
Verkostungsreihe war, den Geschmacksvorstellungen aller KosterInnen entsprach.
Es gab weder Ausreißer noch oben, noch nach unten. Einigkeit war auch bei einem
Großteil der 2015er Rieslinge festzustellen.
Für mich
persönlich wenig überraschend wurden einige Weine mit höherem Restzuckergehalt
und knackiger Säure ebenfalls gut bewertet. Behauptungen, man würde Weine mit
höherem Restzuckergehalt ablehnen, wurden eindrucksvoll widerlegt, sofern
knackige Säure mit im Spiel war. Die Analysedaten solcher Weine, sorgten meistens
für Verblüffung und ungläubige Blicke. Bei den reiferen Jahrgängen herrschte nicht
immer Einigkeit. In Summe war festzustellen, mittelgewichtige Rieslinge mit
knackiger Säure und passendem Restzucker bekamen wesentlich mehr Zuspruch als
granatenartige Sortenvertreter mit Potenzialreichtum!
Fazit:
Kaum eine andere Rebsorte bietet ein derart großes Geschmacksspektrum wie der
Riesling. Aufgrund seiner Vielfältigkeit und seines unverkennbaren Charakters
spricht er auch die unterschiedlichsten Geschmacksvorstellungen an. Seine Gesamterscheinung
sorgt immer wieder für angenhme Überraschungen, die man sich teilweise gar
nicht erwartet hätte. Es muss wohl stimmen,
"Riesling, König der Weine"
Prüfstand
Auswertung
"Die etwas andere Riesling Verkostung"
Note
|
Betrieb/Produzent
|
Weinbezeichnung/Jahrgang
|
Herkunftsgebiet/Land
|
|
Rang
|
*** Noten 1,00 bis 1,99 ***
|
|||
1
|
1,90
|
Meinhard Forstreiter
|
Riesling Schiefer 2015
|
Kremstal/A
|
2
|
1,91
|
Ulrike Thul
|
Riesling Auftakt 2015
|
Mosel/D
|
3
|
1,98
|
Franz Türk
|
Riesling Wachtberg 2015
|
Kremstal/A
|
*** Noten 2,00 bis 2,50 ***
|
||||
4
|
2,00
|
Ubl-Doschek
|
Riesling Paulinenberg 2015
|
Biosphärepark Wienerwald/A
|
4
|
2,00
|
Reinhard Waldschütz
|
Riesling Wechselberg Reserve 2015
|
Kamptal/A
|
4
|
2,00
|
Weingut Sohns
|
Riesling Alte Reben 2014
|
Rheingau/D
|
4
|
2,00
|
Christoph Hammel
|
Riesling Herrenberg 2015
|
Pfalz/D
|
5
|
2,01
|
Stift Klosterneuburg
|
Riesling Franzhauser 2015
|
Biosphärepark Wienerwald/A
|
5
|
2,01
|
Weingut Sohns
|
Riesling Fuchsberg 2015
|
Rheingau/D
|
6
|
2,09
|
Meinhard Forstreiter
|
Riesling Stoa 2015
|
Kremstal/A
|
7
|
2,10
|
Matthias Altmann
|
Riesling Reserve 2015
|
Traisental/A
|
8
|
2,21
|
Ubl-Doschek
|
Riesling Paulinenberg 2013
|
Biosphärepark Wienerwald/A
|
8
|
2,21
|
Meinhard Forstreiter
|
Riesling Schiefer Res. 2012
|
Kremstal/A
|
8
|
2,21
|
Zeilinger - Wagner
|
Riesling Winhof 2008
|
Weinviertel/A
|
9
|
2,22
|
Reinhard Waldschütz
|
Riesling Wechselberg 2015
|
Kamptal/A
|
10
|
2,29
|
Christoph Hammel
|
Riesling - Gegen Gerade 2015
|
Pfalz/D
|
11
|
2,30
|
Erich Machherndl
|
Riesling Kollmütz Smaragd 2015
|
Wachau/A
|
12
|
2,32
|
Ellwanger
|
Roter Riesling - Steingrüble 2015
|
Baden Württemberg/D
|
13
|
2,33
|
Erich Machherndl
|
Riesling Alte Reben Smaragd 2011
|
Wachau/A
|
14
|
2,34
|
Hugel & Fils
|
Riesling Vendange Tardive 2011
|
Alsace-Elsass/F
|
15
|
2,35
|
Franz Türk
|
Riesling Wachtberg 1. Lage 2008
|
Kremstal/A
|
15
|
2,35
|
Peter Uhler
|
Riesling Reisenberg II 2015
|
Wien/A
|
*** Noten 2,51 bis 3,00 ***
|
||||
16
|
2,56
|
Weingut Sohns
|
Geisenheimer Riesling 2014
|
Rheingau/D
|
17
|
2,61
|
Matthias Altmann
|
Riesling Klassik 2016 (FP)
|
Traisental/A
|
18
|
2,62
|
Reinhard Waldschütz
|
Riesling Venesse 2015
|
Kamptal/A
|
19
|
2,68
|
Weingut Siegloch
|
Riesling Welzenstein 2015 (MG)
|
Baden Württemberg/D
|
20
|
2,79
|
Peter Uhler
|
Riesling Reisenberg - Cadenz 2013
|
Wien/A
|
FP: Fassprobe MG: Maischegärung
|
Verkostung und
Bewertung vom Februar 2017