Dienstag, 7. März 2017

Die etwas andere Weinverkostung - Runde 2


König der Weine am Genuss Prüfstand


Ultimativer Geschmackstest für 37 Rieslinge


zur Diashow "Riesling Verkostung" ☛☛☛
Ende Februar war es wieder so weit. Wir, "Genüssliche Gedanken" und "Culinary Press Service", veranstalteten neuerlich eine dieser etwas anderen Weinverkostungen.

Ob die Rebsorte Riesling nun tatsächlich König der Weine ist oder nicht, darüber könnte man lange diskutieren. Ich für meinen Teil stimme dieser Aussage voll und ganz zu! In jedem Fall Grund genug 37 Sortenvertreter aus Österreich, Deutschland und Frankreich an den Start zu schicken.

Die Bandbreite reichte von jugendlichen Fassproben bis zu etwas gereifteren Semestern (bezogen auf die Rieslinge), von Leichtgewichten bis zu Granaten, von extra trocken bis süss, vom klassischen Ausbau im Stahltank mit Reinzuchthefe bis zum Fassausbau mit Spontangärung. Es war so ziemlich alles dabei, was diese Rebsorte zu bieten hat.

An dieser Stelle möchte ich mich nochmals ganz herzlich bei allen Winzern und Händlern bedanken, die ihre Weine an den Start schickten. Ein ganz großes Dankeschön gebührt Leo Quarda (Inh. Weinquellen), der nicht nur ein begnadeter Weinkritiker ist, sondern es auch ermöglichte, zwei Elsässer an den Start zu bekommen. Danke nochmals für diese Schmankerl!

Nicht wie's schmeckt, sondern ob's schmeckt; darauf kommt's an

Bis auf einige wenige Ausnahmen wurden alle Weine, die wir bei diesen Verkostungen an den Start schicken, von der Fachwelt bereits mehrfach verkostet, beschrieben und bewertet. Die hunderttausendste Beschreibung samt angeblich neutraler Bewertung braucht mit Verlaub, keine Sau und schon gar keine WeingenießerIn. Schließlich hat ihnen die Fachwelt bereits mitgeteilt, wie’s riecht, was am Gaumen los ist und was, wie abgeht. Aber ob ihnen das auch schmeckt, ist eine andere Frage und die können sich alle weininteressierten Personen bei unseren Verkostungen selbst beantworten.

Überraschungen garantiert

Auch dieses Mal wurden alle Weine verdeckt gereicht. Wein, Betrieb und weinspezifische Informationen wurden erst im Anschluss an die jeweilige Bewertung bekannt gegeben, um unsere KosterInnen in keinster Weise zu beeinflussen.

Geschmacksbewertung mit Schulnoten; der Sinn dahinter

In Worten ausgedrückte Geschmacksempfindungen wären zwar aussagekräftig und manchmal auch amüsant zu lesen oder zu hören, aber aus Statements wie, "na ja nicht schlecht", oder "der schmeckt mir ganz gut", oder "der ist super", oder "wooow, traumhaft" oder "brrrr, wtf", lässt sich kein eindeutig definierbarer Mittelwert bilden. Bei drei oder vier VerkosterInnen wäre das egal, aber bei 15 oder mehr, funktioniert die Zusammenfassung verbaler Beurteilungen leider nicht mehr.

© Ben Leitner
Daher werden von unseren Verkostungsteams Noten von 1,0 bis 5,0 vergeben. Literarisch betrachtet wären gesammelte Wortmeldungen sicherlich wertvoller als Zahlen, aber welche HändlerIn oder ProduzentIn könnte die notwendige Zeit aufbringen, sich alle Notizen durchzulesen, um zu wissen was WeinkonsumentInnen mögen und was nicht? Außerdem bestünde die Gefahr falscher Interpretationen, denn "mmmhhhh, nicht schlecht" kann viele Bedeutungen haben. Eine Note, vergeben von der jeweiligen Person, ist dagegen klar definiert. Wichtig ist nur, dass sie den ganz persönlichen Geschmacksempfindungen entspricht, unabhängig davon, was andere dazu sagen könnten.


Noten ab 3,10 sind genau genommen nicht relevant, denn alles was sich in Richtung genügend bewegt, genügt den anspruchsvollen KonsumentInnen eben nicht und ist daher auch nicht wirklich erwähnenswert.

Mit 4 und 5 werden echte und flaschenbedingte Weinfehler angesprochen. Kann passieren, passiert auch immer wieder, sollte aber kein Grund sein, sich öffentlich das Maul zu zerreißen!

Einigkeit, Ausreißer und interessante Erkenntnisse

Mittels Pegelwein konnte sich das gesamte Team auf die folgenden Weine einstellen. Die Bewertungen zeigten, dass dieser Wein, der gleichzeitig auch der erste in der Verkostungsreihe war, den Geschmacksvorstellungen aller KosterInnen entsprach. Es gab weder Ausreißer noch oben, noch nach unten. Einigkeit war auch bei einem Großteil der 2015er Rieslinge festzustellen.

Für mich persönlich wenig überraschend wurden einige Weine mit höherem Restzuckergehalt und knackiger Säure ebenfalls gut bewertet. Behauptungen, man würde Weine mit höherem Restzuckergehalt ablehnen, wurden eindrucksvoll widerlegt, sofern knackige Säure mit im Spiel war. Die Analysedaten solcher Weine, sorgten meistens für Verblüffung und ungläubige Blicke. Bei den reiferen Jahrgängen herrschte nicht immer Einigkeit. In Summe war festzustellen, mittelgewichtige Rieslinge mit knackiger Säure und passendem Restzucker bekamen wesentlich mehr Zuspruch als granatenartige Sortenvertreter mit Potenzialreichtum!


Fazit: Kaum eine andere Rebsorte bietet ein derart großes Geschmacksspektrum wie der Riesling. Aufgrund seiner Vielfältigkeit und seines unverkennbaren Charakters spricht er auch die unterschiedlichsten Geschmacksvorstellungen an. Seine Gesamterscheinung sorgt immer wieder für angenhme Überraschungen, die man sich teilweise gar nicht erwartet hätte. Es muss wohl stimmen, "Riesling, König der Weine"



Prüfstand Auswertung
"Die etwas andere Riesling Verkostung"


Note
Betrieb/Produzent
Weinbezeichnung/Jahrgang
Herkunftsgebiet/Land
Rang


*** Noten 1,00 bis 1,99 ***

1
1,90
Meinhard Forstreiter
Riesling Schiefer 2015
Kremstal/A
2
1,91
Ulrike Thul
Riesling Auftakt 2015
Mosel/D
3
1,98
Franz Türk
Riesling Wachtberg 2015
Kremstal/A



*** Noten 2,00 bis 2,50 ***

4
2,00
Ubl-Doschek
Riesling Paulinenberg 2015
Biosphärepark Wienerwald/A
4
2,00
Reinhard Waldschütz
Riesling Wechselberg Reserve 2015
Kamptal/A
4
2,00
Weingut Sohns
Riesling Alte Reben 2014
Rheingau/D
4
2,00
Christoph Hammel
Riesling Herrenberg 2015
Pfalz/D
5
2,01
Stift Klosterneuburg
Riesling Franzhauser 2015
Biosphärepark Wienerwald/A
5
2,01
Weingut Sohns
Riesling Fuchsberg 2015
Rheingau/D
6
2,09
Meinhard Forstreiter
Riesling Stoa 2015
Kremstal/A
7
2,10
Matthias Altmann
Riesling Reserve 2015
Traisental/A
8
2,21
Ubl-Doschek
Riesling Paulinenberg 2013
Biosphärepark Wienerwald/A
8
2,21
Meinhard Forstreiter
Riesling Schiefer Res. 2012
Kremstal/A
8
2,21
Zeilinger - Wagner
Riesling Winhof 2008
Weinviertel/A
9
2,22
Reinhard Waldschütz
Riesling Wechselberg 2015
Kamptal/A
10
2,29
Christoph Hammel
Riesling - Gegen Gerade 2015
Pfalz/D
11
2,30
Erich Machherndl
Riesling Kollmütz Smaragd 2015
Wachau/A
12
2,32
Ellwanger
Roter Riesling - Steingrüble 2015
Baden Württemberg/D
13
2,33
Erich Machherndl
Riesling Alte Reben Smaragd 2011
Wachau/A
14
2,34
Hugel & Fils
Riesling Vendange Tardive 2011
Alsace-Elsass/F
15
2,35
Franz Türk
Riesling Wachtberg 1. Lage 2008
Kremstal/A
15
2,35
Peter Uhler
Riesling Reisenberg II 2015
Wien/A



*** Noten 2,51 bis 3,00 ***

16
2,56
Weingut Sohns
Geisenheimer Riesling 2014
Rheingau/D
17
2,61
Matthias Altmann
Riesling Klassik 2016 (FP)
Traisental/A
18
2,62
Reinhard Waldschütz
Riesling Venesse 2015
Kamptal/A
19
2,68
Weingut Siegloch
Riesling Welzenstein 2015 (MG)
Baden Württemberg/D
20
2,79
Peter Uhler
Riesling Reisenberg - Cadenz 2013
Wien/A







FP: Fassprobe     MG: Maischegärung




Verkostung und Bewertung vom Februar 2017